Transnationale Netzwerke afrikanischer Unabhängigkeitsbewegungen. Internationale Konferenzen und Organisationen im Afrika der 1950er-Jahre
In den 1950er- und 60er-Jahren erlangten 39 afrikanische Kolonien ihre Unabhängigkeiten. Das Dissertationsprojekt versucht die Vorstellung zu widerlegen, dass die komplexen Transformationen der afrikanischen Gesellschaften isoliert voneinander, parallel stattfindende Nationalgeschichten waren, die in einer einseitigen Abhängigkeit von der westlichen Welt standen. Stattdessen werden Wechselwirkungen zwischen europäischen Ideen, globalen Rahmenbedingungen und afrikanischen Entwicklungen untersucht und die Entstehungsräume afrikanischer Unabhängigkeiten erweitert.
Bereits seit den 1940er-Jahren nahm die innerafrikanische Vernetzung der Unabhängigkeitsbewegungen rapide zu. Der Gründung der Organization of African Unity (OAU) 1963 gingen zahlreiche panafrikanische Konferenzen und die Gründung regionaler Organisationen und Bündnisse voraus. An diesen Zusammenkünften waren nicht nur afrikanische Bewegungen, Initiativen und Organisationen beteiligt, sondern auch zivilgesellschaftliche AkteurInnen aus den USA, Europa und Asien.
Am Beispiel internationaler Konferenzen und Organisationen, welche von der Goldküste/Ghana und Ägypten aus organisiert und/oder veranstaltet wurden und den dort entstehenden Kontakten und Ideen, ist es möglich die Netzwerke in ihrer Breite darzustellen. Zusammenkünfte wie die erste All-African People's Conference im Dezember 1958 in Accra lassen mich transnationale Hintergründe der Unabhängigkeiten nachzeichnen, beispielhaft alternative postkoloniale Ordnungsvorstellungen skizzieren und neue Aushandlungsräume der Dekolonisation erschließen. Eine Untersuchung des (Konkurrenz-)verhältnisses der beiden Knotenpunkte der Netzwerke erlaubt es zudem, deren komplexes Beziehungsgeflecht aufzuzeigen, unterschiedliche Strategien von AfrikanerInnen im Umgang mit globalpolitischen Rahmenbedingungen zu untersuchen und den Transfer von Ideen in Süd-Süd-Beziehungen zu analysieren.
Philmon Ghirmai, Ruprecht-Karls-Universität – Heidelberg
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