Jan Schröder, Universität zu Köln

Vom Exil zur Heimat – Verlust und Neukonzeption von Heimat am Beispiel der deutschsprachigen Literatur aus Israel. Max Brod, Alice Schwarz-Gardos, Chaim Noll

Heimat und Exil stehen nicht in einem dichotomen Verhältnis zueinander, sondern sind vielmehr durcheinander vermittelt. Besonders dort, wo Heimat in die Krise gerät, wird diese zum literarischen Gegenstand, weshalb gerade an Texten des Exils vieles über die Heimat zu erfahren ist. Die Exilforschung hat sich auf dies in den vergangenen Jahrzehnten stark konzentriert: Der Rückblick der Exilanten auf die verlorene Heimat. In den letzten Jahren hat jedoch eine Neuausrichtung der Exilforschung stattgefunden. Statt der verlorenen Heimat rücken vermehrt Aspekte der Akkulturation, des Verhältnisses zu den aufnehmenden Ländern, der Emigration und Mobilität in den Vordergrund, die wiederum an aktuelle Ansätze der Migrationsforschung angeschlossen werden. Damit einher geht eine gewisse Faszination für das Nomadistische und eine Dekonstruktion Nationaler Diskurse, wie sie eben auch unter den Exilanten – z.B. in der Rede vom „anderen oder wahren Deutschland“ – üblich waren. Dazu werden Thesen der postcolonial studies übernommen.

Die Arbeit richtet sich zum Teil an diesen neuen Forschungsansätzen aus. Gegenstand ist neben der theoretischen Analyse des Wechselverhältnisses der Begriffe Heimat und Exil die Untersuchung der deutschsprachigen Literatur aus Israel an den Beispielen Max Brod, Alice Schwarz-Gardos und Chaim Noll. Ziel ist es, die unterschiedlichen literarischen Versuche der Wiedergewinnung oder auch Aneignung von einer neuen Heimat in ein Verhältnis zu den vorangegangenen theoretischen Untersuchungen zu setzen und so die Begriffe durch die Konkretionen zu erweitern.