Migration als Herausforderung Politischer Philosophie
Gegenwärtig werden in der Politischen Philosophie Fragen, die durch Migrationsbewegungen aufgeworfen werden, intensiv diskutiert. Die Frage, auf die ich mich in meinem Dissertationsvorhaben konzentriere, ist jene nach den Rechtfertigungsformen mit Hinblick auf Einwanderungsregularien: Wem gegenüber müssen diese Regularien aus einer normativen Perspektive heraus gerechtfertigt werden und welche Gründe sind in diesem Rechtfertigungsprozess als legitime Gründe zu erachten?
Während egalitär-kosmopolitische Positionen die Rechte des Individuums auf Freizügigkeit betonen, schenken kommunitaristische Ansätze dem Recht politischer Gemeinschaften auf Selbstbestimmung besondere Aufmerksamkeit. Positionen wiederum, die dem liberal nationalism zuzuordnen sind, versuchen zu zeigen, dass das Recht von Staaten, Einwanderungsbedingungen souverän zu bestimmen, unter bestimmten Bedingungen mit der speziellen Bedeutung der Freizügigkeit für Individuen vereinbar ist.
In meiner Arbeit setze ich mich kritisch mit diesen Hauptströmungen der gegenwärtigen Debatte um Migration auseinander und formuliere eine mögliche Alternative basierend auf den Überlegungen Immanuel Kants zu Ein- und Auswanderung in der Schrift „Zum ewigen Frieden“ und der „Rechtslehre“. Ich argumentiere in meiner Arbeit dafür, dass in der gegenwärtigen Debatte Kants Position an einem wesentlichen Punkt missverstanden wird. Ich versuche, dieses Missverständnis aufzulösen, und zeige, dass eine Interpretation, die in der Weise textnah ist, wie ich sie in meiner Arbeit vorlege, für die Fragen, die in der gegenwärtigen Debatte um Migration mit Hinblick auf Fragen der Rechtfertigung von Einwanderungsregularien aufgeworfen werden, fruchtbar sein kann.