Demokratie, Effektivität und Legitimität
In meinem Dissertationsvorhaben steht die Relevanz von Effektivität und Legitimität für die politische Unterstützung einer Demokratie im Fokus. Dabei geht es auf der einen Seite darum, unter welchen Umständen den Bürger*innen die politischen Ergebnisse wichtiger sind als die politischen Verfahren, mit denen die politischen Ergebnisse erzielt werden. Auf der anderen Seite geht es auch darum, mit welchen Konsequenzen es schließlich für eine Demokratie verbunden ist, ob einer Person die Effektivität oder Legitimität von Politik wichtiger ist.
Es wird davon ausgegangen, dass die Relevanz von politischer Effektivität und Legitimität zum einen von Merkmalen des politischen Systems und zum anderen von Personenmerkmalen der Bürger*innen abhängt. Mit Hinblick auf die Merkmale des politischen Systems liegt der Fokus auf dem Umfang politischer Systeme.
Weil Politik in „kleineren“ politischen Systemen unmittelbar, konkret und greifbar ist, wird erwartet, dass politische Effektivität dort für die Bürger*innen von größerer Bedeutung ist als in „größeren“ politischen Systemen. Mit Hinblick auf individuelle Persönlichkeitsmerkmale wird davon ausgegangen, dass insbesondere die persönliche Ressourcenausstattung und soziopolitische Einstellungen die Relevanz von politischer Effektivität und Legitimität für einzelne Personen beeinflussen.
Personen mit besserer Ressourcenausstattung sind unabhängiger und befinden sich daher in einer Position, in der sie politischen Ergebnissen weniger Wichtigkeit beimessen können. Deshalb wird erwartet, dass für Personen mit mehr Ressourcen politische Ergebnisse von geringerer Relevanz im Vergleich zur politischen Legitimität sind.
Mit Hinblick auf die soziopolitischen Einstellungen wird davon ausgegangen, dass Postmaterialisten politischer Legitimität größere Wichtigkeit beimessen als Effektivität. Denn sie bevorzugen partizipatorische politische Strukturen, kollektive Entscheidungsverfahren und Konsens bildende Prozesse gegenüber hierarchischen Autoritätsstrukturen sowie elitenbasierten Entscheidungsverfahren.
Materialisten fürchten im Gegenzug Einbußen mit Hinblick auf die Regierbarkeit, die von einer weitergehenden Demokratisierung ausgehen könnten. Materialisten sollte deshalb die Effektivität von Politik wichtiger sein als ihre Legitimität.
Die Relevanz von Effektivität und Legitimität für die Bürger*innen sollte sich in den Konsequenzen für die Demokratie ausdrücken. Dabei wird auf aktive Formen von politischer Unterstützung zurückgegriffen: Demokratisch motivierte Beteiligung am Gemeinwesen.
Für das Forschungsvorhaben bietet sich eine Sekundäranalyse der Daten aus dem Mannheimer Demokratie Audit, dem Demokratie-Monitoring Baden-Württemberg sowie dem Eurobarometer an, die zusammengenommen eine breite Datengrundlage für unterschiedliche Demokratien sowie Bürgerinnen und Bürger bieten und punktuell mit weitergehenden Daten, z. B. dem European Social Survey oder den Daten aus dem Projekt „Politik im Kontext“, angereichert werden können.