Florian Hofmann, Technische Universität Berlin

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Unternehmen als proaktive Akteure der sozial-ökologischen Transformation – Organisationale Transitionsfähigkeiten zur Restrukturierung von Geschäftsmodellen

Der in der Dissertation entwickelte Ansatz der organisationalen Transitionsfähigkeiten fokussiert die Kompetenzen und Fertigkeiten einer unternehmerischen Organisation ihr Geschäftsmodell bzw. ihre Geschäftsmodelle im Kontext der sozial-ökologischen Transformation zu restrukturieren, reformieren, evolutionieren oder revolutionieren.

Infolgedessen werden Transitionsfähigkeiten wie folgt definiert:
Transitionsfähigkeiten sind organisationale Kompetenzen und Fertigkeiten (auf kollektiver als auch individueller Ebene), die erforderlich sind, um die gegenwärtigen Wertschöpfungslogiken (die Kombination von unternehmerischen Schlüsselressourcen und -aktivitäten) sowie das vorhandene Wertangebot vor dem Hintergrund der sozial-ökologischen Transformation zu restrukturieren, reformieren, evolutionieren oder revolutionieren und gleichzeitig die langfristige Existenz des Unternehmens zu sichern.

In der Dissertation werden unternehmerische Organisationen als lebende, lernende und offene soziale Systeme verstanden. Organisationen werden nicht als gesteuerte technische Gebilde oder Objekte (derzeitige Narrative in der Managementforschung und -praxis mit technischer Konnotation sind beispielsweise Steuerung, Geschäfts“führer“, Eigentümer, Effizienz, Leistung), sondern als reflexive, dynamische, ganzheitliche Organismen determiniert, die in starken reziproken Abhängigkeiten mit ihrer sozialen Umwelt und der Natur agieren.

Aktuelle Erkenntnisse aus der dynamischen Geschäftsmodellforschung ergeben, dass die Etablierung und Herausbildung von erfolgreichen Geschäftsmodellen kein spezifischer, analytischer, plan- und steuerbarer Prozess ist, sondern ein Prozess des Lernens, Adaptierens und Experimentierens. Geschäftsmodellentwicklung umfasst das Experimentieren in nicht vorhersehbaren Umweltbedingungen; es geht um das Durchlaufen von Iterationsschleifen, das Lernen aus Erfahrungen innerhalb eines Unternehmens sowie das Abtasten und Entdecken von neuen Möglichkeiten der Wertschöpfung.

Unternehmerische Pioniere aus dem Bereich der sozialen Transformation fördern intern den Gemeinsinn unter den Mitarbeiter/innen, etablieren Konzepte gemeinsamer Verantwortungsübernahme, erschaffen demokratische Strukturen durch Mitarbeiterpartizipation an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens und ermöglichen finanzielle Teilhabe. Unternehmerische Pioniere aus der ökologischen Dimension verfolgen Ansätze der zirkulären Geschäftsmodellausrichtung und/ oder konstituieren Geschäftsmodelle, welche ein suffizientes Konsumverhalten fördern und/ oder forcieren regionale bzw. lokale ökonomische Wertschöpfung und Wertvermittlung.

Die Auswahl der Fallstudien konzentriert sich auf Praxisakteure, deren Vision es ist, ihre Wertschöpfungsaktivitäten sowie ihr Wertangebot am Prinzip der ökonomischen Langfristigkeit und Weitsichtigkeit unter Berücksichtigung des Stakeholder-Value-Ansatzes auszurichten „ohne die menschliche und natürliche Substanz der Gesellschaft zu vernichten“ (Polanyi, 1944).

Die Zielsetzung der Dissertation besteht darin, das Experimentieren dieser Pioniere, die einen sozial-ökologisch-orientierten Geschäftsmodellwandel erfolgreich durchführten bzw. durchführen, zu erforschen, um unternehmens- sowie branchenübergreifende organisationale Transitionsfähigkeiten herauszuarbeiten, zu identifizieren und zu definieren.