Regulierung landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen tierischer Produkte
Mit der Verabschiedung des Übereinkommens von Paris haben sich die 197 Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) im Detail zu zwar eher vagen Vorgaben verpflichtet, gleichzeitig aber die sehr ambitionierte globale Temperaturgrenze von deutlich unter 2 Grad bzw. besser noch 1,5 Grad gegenüber vorindustriellem Niveau akzeptiert (Art. 2 Abs. 1 Paris-Abkommen). Weitere Einzelheiten sind Gegenstand verschiedener weiterer Verhandlungsstränge, wobei zentrale Bedeutung der Vermeidung steigender Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre zukommt. Dies führt dazu, dass sowohl in der internationalen Diskussion, als auch in nationalen Klimaschutzmaßnahmen ein Großteil der Aufmerksamkeit dem Stromsektor gilt, in dem ein wichtiger der Emissionen in den Industriestaaten erzeugt wird und in dem es bereits umfassende klimafreundlichere Technologien gibt. Dabei geraten nicht nur die ebenso wichtigen Sektoren Wärme und Mobilität zuweilen aus dem Blick, sondern auch Treibhausgasemissionen, die durch Landwirtschaft und Ernährung entstehen, die bis zu einem Fünftel aller Emissionen ausmachen.
Während es bereits verschiedene Arbeiten zur Bilanzierung von klimarelevanten Emissionen aus Ernährung, hier insbesondere den landwirtschaftlichen Anteilen, gibt, sind Politikinstrumente und Transformationsbedingungen bislang zu wenig betrachtet worden (wobei die Analyse jener Bedingungen eine wesentliche Voraussetzung für Instrumente sind, soll doch menschliches Verhalten gesteuert werden, was dann vorab erst einmal verstanden werden muss). Nachdem Klimaschutzkonzepte bislang meist auf den begrenzten Bereich der Energieversorgung und häufig darin mit dem Fokus auf Strom abzielen, gibt es einen langsam zunehmenden Diskurs über Klimaschutzmaßnahmen in anderen Sektoren. Im Klimaaktionsprogramm der deutschen Bundesregierung wird Ernährung dennoch nicht als eigenes Handlungsfeld aufgemacht. Auch Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft zielen bislang auf europäischer und nationaler Ebene nur wenig auf eine systematische Reduktion von Treibhausgasemissionen ab, sondern bestehen etwa in der Novellierung der Düngemittelverordnung und der Erhöhung des Flächenanteils für biologische Landwirtschaft, die sich auch positiv auf die Klimabilanzen des Landwirtschaftssektors auswirken könnte.
Diese Arbeit soll eine Brücke zwischen Landwirtschaft und Klimaschutz schlagen. Die Zuspitzung auf landwirtschaftliche Emissionen tierischer Produkte führt zu einer Konzentration auf eine der größten Quellen emissionsintensiver Landnutzung, wobei tierische Nahrungsmittel keinen zentralen Bestandteil der globalen Ernährungssicherheit darstellen, sondern v.a. Ernährungsgewohnheiten in Industriestaaten betreffen. Damit bleibt das Spektrum der oben benannten Wechselwirkungen überschaubar, ohne unzulässige Vereinfachungen des Themas vorzunehmen. Zudem lassen sich sowohl die energetische und industrielle Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, wie auch weiteres Wald- und Flächenmanagement aufgrund einer überschaubareren Anzahl von Akteuren leichter regulieren.
Bereits in diesem Bereich vorhandene Instrumente wie REDD+, deren genaue Weiterentwicklung wie für Landnutzung generell nach dem Paris-Abkommen noch in Gang kommen muss, werden in der Arbeit v.a. im Kontext mit etwaigen Wechselwirkungen eine Rolle spielen. Damit können jene Debatten analysiert und, da sie absehbar noch viele Jahre anhalten werden, günstigstenfalls durch eigene Vorschläge bereichert werden. Deshalb ist für die Arbeit eine transnationale Perspektive gewählt.
Im Rahmen der UNFCCC-Verhandlungen ist Landwirtschaft als Thema auf der Agenda angekommen, allerdings bislang primär in Form eines konsultativen Prozesses ohne substanzielle Beschlüsse und Maßnahmen. Das Paris-Abkommen bleibt bezüglich der Instrumentierung vage. Gleichzeitig werden in Handelsabkommen, wie der Transatlantischen Investitions- und Handelspartnerschaft (TTIP) Grundlagen für eine wechselseitige Anerkennung von Umweltstandards geschaffen mit der möglichen Folge, dass die Regulierung emissionsintensiver landwirtschaftlicher Prozesse durch den Wettbewerbsdruck faktisch unwahrscheinlicher wird – und auch das Verhältnis zur gleichzeitigen rechtlichen Verpflichtung aus dem Paris-Abkommen Fragen aufwirft.