Robert Ziegelmann, Humboldt-Universität-Berlin

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Bestimmende Negation und Bilderverbot. Zu einer Erkenntnistheorie der Utopie nach Adorno

Mein Projekt fragt im Anschluss an Theodor W. Adornos Negative Dialektik nach der spezifisch erkenntnistheoretischen Rolle von Utopien für Gesellschaftskritik. Wie können uns Bilder einer besseren Zukunft dabei helfen, nicht nur die sozialen Praktiken und Institutionen der Gegenwart, sondern auch unser gegenwärtiges Denken infrage zu stellen?

In Zeiten, in denen nur noch regressive Ausbrüche aus dem Bestehenden möglich erscheinen, ist es m.E. wichtig, nicht nur die offene Behauptung politischer und ökonomischer Alternativlosigkeit zu kritisieren, sondern auch deren implizite erkenntnistheoretische Seite in den Blick zu nehmen. Diese besteht in der Behauptung, dass Formen des Denkens und Erkennens entweder historisch grundsätzlich gar nicht wandelbar bzw. ihr letztgültiger Stand erreicht sei.

Die philosophische Radikalität, aber auch die politische Aktualität des Beitrags, den Adornos Spätwerk, v.a. die »Negative Dialektik« in der Infragestellung dieser epistemologischen Alternativlosigkeit leistet, wurde bislang nicht ausreichend gewürdigt. Ich gehe der Hypothese nach, dass Adornos oft irritierende Interpretation von Kants theoretischer Philosophie den Schlüssel enthält, um die zentrale Stellung von Utopien für die erkenntnistheoretische Situierung kritischer Gesellschaftstheorie zu verstehen und um die besondere Perspektive kritischer Theorie auch in solchen philosophischen Diskussionen zur Geltung zu bringen, die auf den ersten Blick mit Gesellschaftstheorie nichts zu tun zu haben.