Melanie Koch, Humboldt-Universität – Berlin

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Meine kumulative Dissertation befasst sich mit verhaltensökonomischen Aspekten finanzieller Entwicklung. Die übergreifende Forschungsfrage lautet wie sich systematische Fehler im Entscheidungsprozess und nicht-standardökonomische Präferenzen auf finanzielle Entscheidungen und finanzielle Inklusion in Schwellenländern auswirken. Der Schwerpunkt liegt darauf, welche Konsequenzen sich für die finanzielle Entwicklung von Haushalten ergeben und wie eine etwaige positive Entwicklung gefördert werden kann.

In Schwellenländern, in denen sich langsam aber stetig eine gesellschaftliche Mittelschicht bildet, gibt es, unter vielen anderen, zwei schwerwiegende Probleme, die das Finanzverhalten der Menschen betreffen. Der Zugang zu (passenden) finanziellen Mitteln und die finanzielle Bildung sind mangelhaft, obwohl die Nachfrage nach finanziellen Dienstleistungen zunehmend steigt. Beispielsweise besitzt über 35% der Weltbevölkerung kein Bankkonto und ein Großteil der Menschen weist keine messbare finanzielle Bildung auf. Dies betrifft vor allem Frauen in Entwicklungsländern. Ihnen wird damit die Möglichkeit erschwert ihre eigenen Finanzen und die ihrer Familien kompetent zu verwalten und sich damit zu emanzipieren. Neben den fehlenden Möglichkeiten finanzielle Mittel und Bildung zu erhalten, nehmen vielen Menschen das bereits bestehende Angebot dazu nicht wahr. Fehlendes Vertrauen oder das Fehlen lokaler Banken führt dazu, dass Menschen informelle Kredite innerhalb ihres Dorfes aufnehmen, die teilweise horrende Zinszahlungen beinhalten und mit kriminellen Handlungen eingetrieben werden. Konzepte wie Mikrofinanzierung gekoppelt mit Mentoren-Programmen wirkten vielversprechend. Inzwischen haben jedoch einige Wirkungsuntersuchungen gezeigt, dass Mikrofinanzierung meist kurzfristigen Konsum steigert, nicht aber langfristige Investitionen. Programme, die die finanzielle Bildung und Geschäftspraktiken unterstützen sollen, führen zwar oft zu besserer finanzieller Bildung, wirken jedoch nicht nachhaltig auf bessere finanzielle Entscheidungen.

Diese Umstände zeigen auf, dass noch mehr und passendere Maßnahmen erfolgen müssen, die die finanzielle Inklusion und Bildung erhöhen. Aus wirtschaftstheoretischer Sicht wird deutlich, dass Verhalten nicht immer mit einfacher standardökonomischer Theorie rationalisierbar ist. Verhaltensökonomie versucht systematische Fehler und nicht-standardökonomische Präferenzen zu quantifizieren und ihren Einfluss auf Entscheidungen zu bestimmen. Da finanzielle Entscheidungen häufig mit Risiken oder Ungewissheiten verbunden sind, die fehlerhaftes Verhalten begünstigen, ist die verhaltensökonomische Betrachtung dieser Entscheidungen sinnvoll, um festzustellen wie finanzielle Bildung und, darauf aufbauend, Entscheidungen verbessert werden können. Politische Maßnahmen, die nicht miteinbeziehen, dass Menschen von der Standardtheorie abweichende Entscheidungen treffen, können scheitern oder die Situation verschlimmern. Meine Arbeit soll als Grundlage dazu dienen finanzielle Entscheidungen und finanzielle Dienstleistungen zu Gunsten der Menschen zu verbessern.