Presseeinladung

In Deutschland Feinde, in der Sowjetunion Verräter: Erinnerungen der "Ostarbeiter"

Mehr als zwei Millionen Menschen, darunter viele Frauen und Minderjährige, wurden nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt. Sie mussten in der Rüstungsindustrie, im Bergbau, in der Landwirtschaft oder als Hausangestellte arbeiten. Oft wie Sklaven behandelt, wurden sie gedemütigt, geschlagen und für kleinste Vergehen in Konzentrationslager gesteckt. Für die meisten Deutschen zählte die Begegnung mit den in allen Regionen des Landes eingesetzten Zwangsarbeiter/innen mit dem Aufnäher OST auf der Kleidung zum Alltag.

Die Rückkehr in die Sowjetunion nach Ende des Krieges brachte für viele nicht die ersehnte Befreiung: Als "Verräter" und "Kollaborateure" wurden sie peinlichen Befragungen ausgesetzt; viele wurden erneut zu Lagerhaft und Zwangsarbeit verurteilt. Das Stigma "Ostarbeiter" blieb an allen Betroffenen haften. Erst in der Perestrojka-Zeit wagten die Ersten mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Auch in Deutschland kam es erst in den 90er Jahren zur öffentlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der "Ostarbeiter" und erst nach langanhaltendem Widerstand zu umfassenderen Entschädigungen über die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft".

Zur Frankfurter Buchmesse ist jetzt der von Memorial und der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebene Dokumentationsband "Für immer gezeichnet. Die Geschichte der Ostarbeiter" im Ch. Links Verlag erschienen.

Es gibt zwei Buchvorstellungen:

Am 17. Oktober, 19 Uhr, in Frankfurt/Main. Mit Irina Scherbakowa, Memorial Moskau und Ulrich Herbert, Historiker, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Moderation: Walter Kaufmann, Heinrich-Böll-Stiftung

Am 23. Oktober, 19 Uhr, in Berlin. Mit Irina Scherbakowa, Memorial Moskau, Dr. Christine Glauning, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Dr. Jens Christian Wagner, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Moderation: Walter Kaufmann, Heinrich-Böll-Stiftung

Das Buch: "Für immer gezeichnet. Die Geschichte der 'Ostarbeiter' in Briefen, Erinnerungen und Interviews", Rezensionsexemplare: Gerrit ter Horst, Presse Ch. Links Verlag, T (030) 44 02 32-10, E-Mail presse@christoph-links-verlag.de

Die Heinrich-Böll-Stiftung auf der Frankfurter Buchmesse: Halle 3.1 C21