Egzona Hyseni, Albert-Ludwigs-Universität – Freiburg

Shame Sanctions - Härtefall für die Straftheorie

Ein junger Mann steht vor einer Postfiliale in San Francisco, USA. 8 Stunden muss er dort gut sichtbar ein Schild tragen, auf dem steht: „Ich habe Post gestohlen – dies ist meine Strafe“. Er wurde von einem amerikanischen Richter zu einer sogenannten „Shame Sanction“ verurteilt, einer Sanktionsform, die in den USA seit den 1980er Jahren verhängt wird und die bestrafte Delinquent*innen öffentlich degradieren soll. Zu einer Shame Sanction verurteilte Straftäter*innen müssen beispielsweise ein Schild oder T-Shirt tragen oder eine Zeitungsanzeige schalten und damit ihre Person und ihre Tat der Öffentlichkeit preisgeben.

Intuitiv reagiert man auf derartige Szenarien stark ablehnend, weil sie demütigend wirken – wenn sie in einer hochzivilisierten Gesellschaft wie den USA dennoch eingesetzt werden, überrascht das. 

Ziel dieser Dissertation ist es,

  1. das Aufkommen der Shame Sanctions in den USA zu erklären,
  2. die normativen Begründungen für Shame Sanctions zu untersuchen und
  3. diese normativen Begründungen kritisch zu bewerten.