Der Kampf um Handlungsmacht und Anerkennung von mosambikanischen Vertragsarbeitenden im wiedervereinigten Berlin (1989/90-1997)
Das Promotionsprojekt geht von der These aus, dass DDR-Vertragsarbeiter:innen aus Mosambik von den Folgen des deutschen Einheitsprozesses und der ostdeutschen Transformation besonders hart betroffen waren, aber Wege fanden, sich trotz struktureller Widerstände als Akteur:innen in Deutschland zu behaupten. Sie waren keine passiven Objekte der Transformation, sondern haben sich Handlungsmacht erkämpft und die ostdeutsche Transformationsgesellschaft als aktive Subjekte mitgestaltet. Durch den mikrohistorischen Fokus auf mosambikanische Vertragsarbeiter:innen in (Ost-)Berlin sollen homogenisierende Pauschaldarstellungen verschiedener migrantischer Gruppen verhindert sowie eine akteursbezogene Geschichtsschreibung von unten unter Anwendung des Agency-Konzeptes im Feld Berlin ermöglicht werden.
Das Promotionsprojekt widmet sich der Frage, welche Strategien mosambikanische Vertragsarbeitende in Berlin bei ihrem Kampf um Handlungsmacht und ein Bleiberecht in der Wiedervereinigungsgesellschaft gewählt haben: Sie machten sich selbstständig oder organisierten sich in antirassistischen, kirchlichen und selbstorganisierten migrantischen Initiativen, um über Rechte aufzuklären und für diese einzutreten. Andere tauchten unter und bauten sich in der Halb- bzw. Illegalität eine Existenzgrundlage auf. Diesen verschiedenen Strategien nachzugehen, stellt ein erhebliches Forschungsdesiderat dar. Um diese Geschichte methodisch aufzuarbeiten, möchte ich für meine Promotion wissenschaftliche Literaturrecherche betreiben, Archiv-, Publikations- und Quellenmaterial aus der Zeit der ostdeutschen Transformation auswerten und fünfzehn bis zwanzig qualitative narrativ-autobiographische Interviews mit ehemaligen mosambikanischen Vertragsarbeiter:innen führen. Berlin bietet sich als Analysefeld an, da hier sowohl vor als auch nach 1989/90 verschiedene Netzwerke entstanden, die sich für rechtliche, kulturelle und gesellschaftliche Belange von mosambikanischen Vertragsarbeiter*innen engagierten.