Sie befinden sich in "Kapitel 8: Einmischung erwünscht (1980 - 1985)".
Heinrich Böll sympathisierte seit der Europawahl 1979 öffentlich mit der neuen Gruppierung »Die Grünen«, deren programmatisch-politische Grundpfeiler »Ökologisch, sozial, basisdemokratisch, gewaltfrei« durchaus mit seinem Denken korrespondierte und sich von den Alt-Parteien absetzte.
Heinrich Böll über "Die Grünen"
"Ich würde (...) es für katastrophal halten, wenn die Grünen nicht im nächsten Bundestag wären. Sie sind ja an sich der Ausdruck der Reformbewegungen, der Protestbewegungen, die in den achtziger Jahren entstanden sind. Nehmen sie die Friedensbewegung, die mit totaler Diffamierung und Denunzierung durch das Parlament angefangen hat -, die damals möglicherweise fünf Prozent hinter sich hatte, aber bei der Abstimmung über die Raketenabrüstung waren schon 44 Prozent der Abgeordneten auf ihrer Seite.
Da sehe ich eine Hoffnung. Das wird nicht verlorengehen, es wird als außerparlamentarische Kraft da sein, aber ich hoffe, daß es eine parlamentarische Kraft wird. Wir kommen nicht am Parlament vorbei, keineswegs, ein totalitäres System wäre keine Lösung, auch kein starker Mann oder irgend so ein Unsinn. Wir müssen schon auf das Parlament vertrauen und auf das Parlament einwirken. Deshalb bin ich sehr betroffen gewesen von den Niederlagen der Grünen in der letzten Zeit.
Obwohl ich da auch manchen Unsinn sehe und mancher Blödsinn verzapft wird, aber sie sind eigentlich der Ausdruck für alles das, was Veränderungen und Protest, Protest mit dem Ziel von Veränderungen, in den sechziger Jahren dargestellt hat."
Aus:
Böll, Heinrich: Es stirbt täglich Freiheit weg, in: Die Zeit, Ausgabe 31, 1985.
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