20 Jahre Wende: Die europäische Perspektive der Heinrich-Böll-Stiftung

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9. November 2009

Berlin feierte den Fall der Mauer, aber auch der polnische „Runde Tisch“ oder die „Samtene Revolution“ in der Tschechoslowakei gehören zu den historischen Ereignissen des Jahres 1989. Aus diesem Grund nimmt die Heinrich-Böll-Stiftung eine über den nationalen Rahmen hinausgehende Perspektive ein. Der zwanzigste Jahrestag der Wende wird von den Auslandsbüros in Mittel- uns Südosteuropa durch eine Vielzahl an Veranstaltungen, Filmen  und Publikationen begleitet.

Warschau

Am 11.-12. November veranstaltet das Warschauer Büro der Stiftung die internationale Konferenz “Alte und neue Mauern in Europa. Polen, Tschechien, Slowakei und Deutschland nach dem Fall der Berliner Mauer.“ Damit fasst es Aktivitäten zum zwanzigsten Jahrestag der Wende, die bereits im Mai begonnen hatten, inhaltlich zusammen. Gäste sind u.a. Prof. Timothy Garton Ash, polnische Dissidenten und die ehemaligen DDR Bürger Rita Pawlowski und Reinhard Weißhuhn.

Prag und Bratislava

Das Büro in Tschechien begleitet den Jahrestag der „Samtenen Revolution“ am 17. November und unterstützt die internationale Konferenz “Dropping, Maintaining and Breaking the Iron Curtain – The Cold War and East-Central Europe Twenty Years After”, die vom 19.11. bis zum 21.11. vom Institut für Zeitgeschichte organisiert wird.

Auch zum Thema Geschlechtergerechtigkeit hat die polnische Vertretung mit den regionalen Partnerinnen Gender Studies aus Prag und Aspekt aus Bratislava Veranstaltungen in verschiedenen Ländern organisiert. Nach einer Konferenz in Kiew ist für den 26. November in Prag eine öffentliche Debatte „20 Jahre nach der samtenen Revolution: Geschlechterdemokratie in Tschechien“ und für den 9. Dezember ein Round Table „20 Jahre danach: Genderaspekte der neuen Öffentlichkeit“ in Bratislava  geplant.

Grundlage für diese Veranstaltungsreihe bildet die Publikation des Büros „Frauen in der Zeit des Umbruchs: Polen, Tschechien, Slowakei und Ukraine 1989 – 2009“, die die demokratische Transformation aus der Perspektive der Frauen beschreibt. Häufig gehören sie zu den Verliererinnen der Nachwendezeit. Drei Frauengenerationen schildern das persönlich Erlebte in literarischen Texten, die sich im Buch mit nüchternen Analysen mischen und ergänzen.

Das Büro in Prag hat zudem ein Internetdossier in tschechischer und englischer Sprache erstellt. Ende November erscheint die Publikation „Die Slowakei 20 Jahre nach 1989“, ein Kooperationsprojekt mit dem Institut für Öffentliche Fragen.

Darüber hinaus wurden Interviews mit Simon Panek, Pavla Frydlova, Marta Hudeckova und Oldrich Tuma geführt, die 1989 und die Entwicklungen der letzten 20 Jahre im Bereich Demokratie und Menschenrechte in den Blick nehmen.

Brüssel

Das Brüsseler Büro der Heinrich-Böll-Stiftung hat in Zusammenarbeit mit den HBS Büros in Warschau, Prag, Moskau, Tbilisi, Kiew, Zagreb, Sarajevo und Belgrad eine Broschüre in deutscher und englischer Sprache erstellt zum Thema „Zwanzig Jahre danach: Postkommunistische Länder und Europäische Integration“. Autorinnen und Autoren analysieren den heutigen Standort der postkommunistischen Länder in Europa und werfen einen Blick in die Zukunft des Kontinents.

Bereits gelaufene Veranstaltungen:

1989 – 2009: Gesellschaft.Geschichte.Politik
16. – 18. September 2009 im Konferenzzentrum der Akademie der Wissenschaften, Liblice
Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte und dem Goethe-Institut Prag mit weiteren Partnern (u.a. Bibliothek von Vaclav Havel, PEN Klub Prag) organisiert. An dem mehrtägigen internationalen Symposium nahmen über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil. Es ging nicht nur darum, die Ereignisse des Jahres 1989 und ihre Ursachen zu diskutieren, sondern vor allen Dingen darum, die neue Ära der Demokratie in der Tschechischen Republik und Mitteleuropa aus historischer Sicht in Bezug auf Diskontinuitäten und Kontinuitäten zu untersuchen. Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche wurden in verschiedenen Themenblöcken aufgearbeitet. Spannend war das Aufeinandertreffen einer jüngeren Wissenschaftlergeneration mit den damaligen Akteurinnen und Akteuren und ehemaligen Dissidenten. Die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nähern sich dem Thema aus anderen, teilweise auch neuen Blickwinkeln. Vor allem die Frage nach dem Umgang mit kommunistischer Vergangenheit sorgte für kontroverse Diskussionen. 

1989 – 2009 - Europa im Aufbruch
5. November 2009 in der Gorbatschow-Stiftung, Moskau
Kooperation des Moskauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung mit Memorial und der Gorbatschow-Stiftung

1989 – 2009 Years of Upheaval: Beginning of Inclusion or Exclusion?”
19. und 20. Juni 2009 in Sarajevo
Anlässlich des 20. Jahrestages des Berliner Mauerfalls haben das Landesbüro Bosnien-Herzegowina der Heinrich-Böll-Stiftung und die Vereinigung für Politikwissenschaften in Bosnien-Herzegowina am 19. und 20. Juni 2009 in Sarajevo die internationale Konferenz „1989 – 2009. Godine prevrata: početak inkluzije ili ekskluzije?| 1989 – 2009 Years of Upheaval: Beginning of Inclusion or Exclusion?“ veranstaltet.

Die Konferenz versammelte Teilnehmer_innen aus Deutschland, der Slowakei, Slowenien, Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Vor zwanzig Jahren begann in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas eine Transition, die den Bruch mit einer alten und das Akzeptieren einer neuen Form des Staates, der Wirtschaft und der Gesellschaft voraussetzte. Wie verlief dieser Transitionsprozess von einem autoritären in ein demokratisches Staatsmodell in Europa? Sind die Veränderungen innerhalb der Gesellschaft und der Politik vollendet? Wie haben sie sich auf die betreffenden Staaten ausgewirkt?

Mit diesen und weiteren Fragen setzen sich auch die Beiträge in der gleichnamigen Publikation auseinander, die in Bosnisch-Kroatisch-Serbisch und Englisch vom Landesbüro Bosnien-Herzegowina herausgegeben wurde.

Internetportal "1989 – Europa im Aufbruch"

Weitere Beiträge und Veranstaltungen in den Bundesländern finden Sie unter: www.boell.de/1989.

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