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"Nigerias Taliban": Boko Haram und das Scheitern der Politik in Nordnigeria

Albert Oluwale Isaac ist Professor für Friedensforschung und der Koordinator des Peace and Conflict Studies Program am Institute of African Studies der University of Ibadan. Foto: privat.

5. Juli 2010
Von Prof. Albert Oluwale Isaac
Seit der Transition von einem militärischen zu einem zivilen Regime im Jahr 1999, stellt religiös motivierte Gewalt, wie sie von einigen islamischen Sekten propagiert wird, eine große Gefahr für die nationale Sicherheit Nigerias dar. Das Problem tritt meistens im Kerngebiet des Nordens auf – vor allem in den Staaten Kano, Borno und Bauchi. Ein Grund, den Islamisten für die Anwendung extremer Gewalt anführen, ist u. a. der Widerstand einiger Christen im Norden Nigerias gegen die Einführung der Sh'aria 1999 und 2000; die Entscheidung der USA 2001 in Afghanistan einzumarschieren; der Affront durch die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten 2005.

In lokalen Sprachen hat sich bereits eine Vielzahl von Ausdrücken für die Unzufriedenheit der Islamisten mit der Regierungsführung in Nigeria entwickelt. Die meisten im Land nennen sie „Nigerianische Taliban“ - wegen ihrer kompromisslosen Ablehnung der westlichen Zivilisation und ihrer Neigung zu brutaler Gewalt. Bisherige Bestrebungen, den Ursprung dieser militanten Gruppen und die Natur des Aufstands zu erklären, entsprechen unverhältnismäßig oft dem, was die herrschende Elite Nigerias ihre Landsleute und den Rest der Welt glauben lassen will: dass diese religiösen „Fundamentalisten“ eine blutrünstige Bande ohne vernünftige soziale oder politische Forderungen seien. Daher wird immer wieder versucht, sie auszulöschen, was sich in den zahlreichen Aufstandsbekämpfungseinsätzen der Nigerianischen Armee und Polizei im Norden des Landes zeigt. Der schlimmste Fall waren die Gefechte, die 2009 zwischen der Boko Haram Sekte und Sicherheitskräften in Borno und Bauchi ausbrachen. Viele sogenannte „Fundamentalisten“ wurden danach von Nigerias Armee und Polizei verfolgt und auf offener Straße hingerichtet. 

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Prof. Albert Oluwale Isaac ist ein international angesehener Professor für Friedensforschung und der Koordinator des Peace and Conflict Studies Program am Institute of African Studies der University of Ibadan.