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seit 2007: Jacob Gedleyihlekisa Zuma

Lesedauer: 5 Minuten

Jacob Zuma wird am 12. April 1942 in Nkandla in Nord-Natal geboren. Sein Vater, ein Polizist, stirbt, als Jacob drei Jahre alt ist; seine Mutter arbeitet als Haushaltshilfe. In dem Alter, in dem andere Kinder zur Schule gehen, hilft Jacob, Rinderherden zu hüten und trägt mit kleinen Jobs in Durban zum Lebensunterhalt der Familie bei. Eine formale Schulbildung erhält er nicht. 

Als er 17 ist, wird Zuma Mitglied des ANC. Zwei Jahre später wird die Organisation verbannt. Zuma beteiligt sich an Sabotageaktionen in Natal, wird von einem Kommunisten für die „Umkhonte we Sizwe“ geworben und tritt außerdem 1963 der Kommunistischen Partei bei. 

Als er im gleichen Jahr das Land verlassen will, um im Ausland ein militärisches Training zu absolvieren, wird Zuma mit 45 anderen verhaftet, der Verschwörung gegen die Regierung für schuldig befunden und zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er auf der Gefangeneninsel Robben Island ableistet.

Im Dezember 1973 wird Zuma freigelassen und hilft, die Untergrundstrukturen des ANC in Natal wieder aufzubauen. Als ANC-Führer Harry Gwala in Natal verhaftet wird, flieht Zuma 1975 nach Mosambik. 

Er bleibt 12 Jahre im Exil und arbeitet dort für den ANC – zunächst in Mosambik, dann in Swaziland und später im ANC-Hauptquartier in Sambia, wo er Chef des ANC-Geheimdienstes wird. Bereits seit 1977 sitzt Zuma außerdem im ANC National Executive Comittee. In den 80er Jahren nimmt er zusammen mit Thabo Mbeki an den Geheimverhandlungen mit südafrikanischen Wirtschaftsleuten und der Regierung teil. 

Zuma ist einer der ersten ANC-Politiker, die nach Aufhebung des Banns gegen den ANC wieder nach Südafrika zurückkehren. Auf der ANC-Konferenz 1991 in Durban wird er zum stellvertretenden Generalsekretär gewählt; als Zulu spielt er eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen zwischen ANC und der Inkatha-Partei, als sich in Natal beide Gruppen blutige Kämpfe liefern; 1994 wird Zuma ANC National Chairperson und hat damit eines der sechs Führungsämter inne. 

1997 wird Zuma zum stellvertretenden ANC-Vorsitzenden gewählt; der Parteilogik folgend wird er 1999 Stellvertretender Präsident von Südafrika. 2005 verliert er dieses Amt, weil gegen ihn Korruptions-Vorwürfe laut geworden sind und Präsident Mbeki ihn am 14. Juni 2005 entlässt. 

Der finanzielle Berater und Gönner Zumas, der Durbaner Geschäftsmann Shabir Shaik, wird Anfang Juni 2005 im Zusammenhang mit einem Milliarden Dollar schweren Waffengeschäft der Korruption für schuldig befunden und zu 15 Jahren Haft verurteilt (er wird allerdings schon im März 2009 wieder entlassen). Ein Teil der Summe sei Bestechungsgeld für Zuma gewesen, hat es vor Gericht geheißen. Der Anschein der Korruption sei zwar gegeben, sagen Anwälte, für eine Verurteilung Zumas aber reichen die Beweise nicht aus. 

Zwölf Tage wird Zumas Rolle öffentlich heiß diskutiert, dann feuert ihn Präsident Mbeki als seinen Stellvertreter. Auch als Abgeordneter tritt Zuma zurück. 

Wenig später steht Zuma wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen vor Gericht. Dieses spricht ihn nach monatelangem Prozess im Mai 2006 zwar frei, aber sein „machohaftes“ Auftreten und der Ausspruch, er habe nach dem Sex geduscht, um der Aids-Gefahr zu entgehen, wird in der Öffentlichkeit heftig kritisiert.

Die gegen Zuma selbst laufenden Ermittlungen wegen Korruption werden von politischen Ränkespielen überschattet. Ungeachtet des noch schwebenden Verfahrens wählt die ANC-Konferenz in Polokwane Zuma im Dezember 2007 nach erbitterten Debatten mit 2329 Stimmen zum neuen Präsidenten, Amtsinhaber Mbeki erhält lediglich 1505 Stimmen. Damit ist klar: Jacob Zuma dürfte 2009 neuer Präsident Südafrikas werden, wenn die Korruptions-Vorwürfe bis dahin vom Tisch sind. Das ist zu diesem Zeittpunkt allerdings nicht sicher: Die National Prosecuting Authority kündigt drei Tage vor Silvester noch eine Anklage von Zuma vor dem High Court wegen Korruption und Betrug an.

Auch der politische Machtkampf geht weiter. Im September 2008 verliert Mbeki offiziell die Unterstützung seiner Partei und tritt als südafrikanischer Präsident zurück. Da Zuma formal als Nachfolger nicht in Frage kommt, wird ANC-Veteran Kgalema Motlanthe Interims-Präsident. Wenig später werden die Korruptions-Vorwürfe gegen Zuma nach langwierigen juristischen Scharmützeln vom Gericht niedergeschlagen – allerdings nur aus formalen Gründen: Der Richter mag nicht ausschließen, dass politische Strippenzieher im Hintergrund die Fäden gezogen haben. Über Schuld oder Unschuld Zumas wolle er nicht richten.

Damit ist der Weg für Jacob Zuma frei: Am 9. Mai 2009 leistet er seinen Amtseid als vierter Präsident des neuen Südafrika. Der Waffenbeschaffungsskandal belastet die südafrikanische Politik jedoch weiter. Um einer Anordnung des Verfassungsgerichts zuvorzukommen, setzt Zuma 2012 eine Untersuchungskommission ein, die die Vorgänge um das Waffengeschäft aufklären soll.

Als Präsident bleibt Zuma umstritten. Ihm wird vorgehalten, keine Vision für die Entwicklung des Landes zu haben, zu lavieren, Vertraute aus dem Sicherheitsapparat in wichtige Positionen zu befördern und sie dort auch nach Skandalen zu halten, mit bestimmten Geschäftsleuten enge Beziehungen zu pflegen, auch zugunsten seiner Familienmitglieder. Seinen Heimatort baut er auf Staatskosten zu einer dörflichen Residenz aus, sein sexueller Appetit beschäftigt das Land immer wieder. Zuma ist zum sechsten Mal verheiratet, hat derzeit vier Ehefrauen und mehr als 20 Kinder.     

2011/2012 kommt es zum Showdown mit dem Vorsitzenden der ANC-Jugendliga, Julius Malema, der Zuma zunächst vehement unterstützt und mit ins Amt gebracht hat, sich dann aber mit ihm überwirft. Zuma setzt sich schließlich durch, Malema wird aus der Partei ausgeschlossen. Die Mitte Dezember 2012 anstehende Entscheidung über die ANC-Präsidentschaft spaltet nicht nur sichtbar den ANC, sondern belastet auch die Regierungsarbeit.

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