Rohilhahla Mandela wird am 18. Juli 1918 in einem Dorf in der Nähe von Umtata geboren. Sein Vater, Angehöriger der Thembu-Dynastie und Dorfvorsteher, verstirbt früh, der Sohn kommt in die Obhut des Regenten der Thembu, an dessen Wohnsitz er viel über Werte und Gemeinschaftsleben lernt. In der methodistischen Schule wird er mit den viktorianischen Lebensregeln und der britischen Kultur vertraut gemacht, dort bekommt den englischen Namen „Nelson“. Sowohl die Beobachtungen und Erzählungen im Zentrum der Thembu als auch die Schule haben ihn tief geprägt, lebenslang hat er betont, wie wichtig das Lernen ist.
Wegen eines Studentenstreiks vom College in Fort Hare relegiert, zieht Mandela nach Johannesburg, wo er zunächst als Minenaufseher und bald als Gehilfe in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeitet. In Fernkursen holt er den Collegeabschluss nach und beginnt Jura zu studieren.
Mit Oliver Tambo, Walter Sisulu und anderen gründet er 1944 die Jugendliga des ANC, die sich sogleich daran macht, der bis dahin überaus moderaten Partei ein neues Programm zu verpassen und sie zu einer Massenbewegung zu machen. Nach dem Wahlsieg der Nationalen Partei (1948) werden Boykott, Streik und ziviler Ungehorsam Teil des Aktionsprogrammes des ANC. Seine Opposition gegen eine Zusammenarbeit mit Kommunisten und indischen bzw. weißen Oppositionellen gibt er bald auf. Bei aller militanten Rhetorik bleibt er aufgrund vieler Begegnungen doch überzeugt, dass sich ein Teil der weißen Bevölkerung zur Abkehr von der Apartheid bewegen lassen würde.
Mandela ist einer der Hauptorganisatoren (volunteer in chief) der „Defiance Campaign“ von 1952 und wird zur öffentlichen Persönlichkeit. Gleichzeitig entwickelt er eine neue Organisationsstruktur auf der Basis von „Zellen“, die den Widerstand stärken soll.
Mit Oliver Tambo führt er ab 1952 eine erfolgreiche Kanzlei. 1958 heiratet er in zweiter Ehe die Sozialarbeiterin Nomzamo Winifred Madizikela, die das „Leben mit ihm“ später als „Leben ohne ihn“ charakterisiert, da er so viel unterwegs ist. Nachdem der ANC 1960 verboten worden ist, taucht Mandela 1961 ab. Aus dem Untergrund heraus organisiert er einen wenig erfolgreichen Streik und betreibt anschließend die Gründung von Umkontho we Sizwe (MK), dem bewaffneten Arm des ANC. Nach der Rückkehr von einer längeren Reise durch afrikanische Länder wird er am 5. August 1962 verhaftet.
Zusammen mit elf Anderen wegen Sabotage, Umsturzversuch und kommunistischer Aktivitäten angeklagt, hält er am 20. April 1964 seine berühmte Verteidigungsrede, in der er erklärt, er sei bereit, für seine Ziele zu sterben. Der Prozess und die Rede finden weltweit Beachtung. Am 2. Juni 1964 wird Nelson Mandela zu lebenslanger Haft verurteilt und nach Robben Island gebracht. Es beginnt eine Zeit harter Arbeit, voller Schikanen und der sehr schmerzhaften Trennung von seiner Familie. Seine Frau wird ebenfalls verhaftet und später nach Brandfort verbannt.
1982 wird Mandela ins Kapstädter Pollsmoor-Gefängnis verlegt und nimmt 1985 ohne Wissen seiner Mitgefangenen Gespräche mit Kobie Coetsee auf, dem Justizminister des Apartheidregimes. Nelson Mandela wird am 11. Februar 1990 freigelassen und am 5. Juli 1991 zum ANC-Präsidenten gewählt. Er führt die Verhandlungen mit der Regierung de Klerk über die Beendigung der Apartheid. Beide werden 1993 gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die ersten allgemeinen Wahlen des Landes gewinnt der ANC mit 62,6 Prozent der Stimmen, am 10. Mai 1994 wird Nelson Mandela in sein Amt als Präsident eingeführt, der 76-jährige hat sich dafür vom ANC in die Pflicht nehmen lassen.
Während seiner Regierungszeit werden zahlreiche Gesetze verabschiedet, um das Erbe der Apartheid zu korrigieren und die Lebensbedingungen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu verbessern. Durch Großmut und persönliche Gesten verschafft sich Mandela Respekt bei vielen weißen Südafrikanern, kann ihre Ängste abbauen und ihre Zuneigung gewinnen. Das „technokratische“ Regierungsgeschäft überlässt er weitgehend seinem Vize Thabo Mbeki. Auf seine Präsidentschaft zurückblickend, hat Mandela selbstkritisch angemerkt, nicht genug gegen die sich ausbreitende AIDS-Pandemie unternommen zu haben.
Nach dem Ende seiner Amtszeit engagiert er sich in eigenen Stiftungen und durch Unterstützung verschiedener Initiativen, zuletzt im Gremium „The Elders“. Dazu gehört auch seine dritte Frau Graça Machel, die er an seinem 80. Geburtstag heiratet. Mit 85 verabschiedet er sich 2004 aus dem öffentlichen Lebens und lebt seither zurückgezogen, oft über längere Zeit in Qunu, seiner alten Heimat in der Transkei.
Seine Landsleute verehren ihn bis heute als „Madiba“(sein Klan-Name) und „Tata“ (Vater); in aller Welt wird er für seine Bereitschaft zur Versöhnung bewundert.
Quelle: www.anc.org.za
Dossier
100 Jahre ANC
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