Die politische Stabilität zahlreicher asiatischer Staaten ist durch akute oder latente Konflikte extrem gefährdet. Selbst in jenen Ländern, die bislang als stabil gelten, ist ein Ausbruch von gewaltsamen Konflikten jederzeit möglich.
Gründe dafür sind:
- wirtschaftliche und soziale Spannungen
- ein oft nur in Ansätzen vorhandenes System der Rechtsstaatlichkeit sowie
- die Benachteiligung einzelner gesellschaftlicher Gruppen.
Die Herausbildung ausgeprägter ethnischer, religiöser oder regionaler Identitäten führt zu gefährlichen sozialen wie auch regionalen Spannungen.
Innere Spannungen und Konflikte
Der innere Zusammenhalt vieler Länder des indischen Subkontinents ist stark gefährdet. Grund dafür sind ethnische und religiöse Spannungen sowie separatistische Bewegungen.
Nicht nur der dauerhafte Konflikt zwischen Indien und Pakistan, der 1999 in einem Atomkrieg zu eskalieren drohte, belastet die Region Südasien. Auch die erneut ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen zwischen buddhistischen Singhalesen und den Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) in Sri Lanka erhöhen die Spannung in der Region ebenso wie die durch zahlreiche ethnische und religiöse Konflikte bedrohte Einheit Pakistans.
Hinzu kommt die noch immer instabile Situation in Afghanistan. Nach dem Sturz der Taliban Ende 2001 lenken die einst von den Taliban zurückgedrängten lokalen Warlords die Geschicke des Landes weit mehr als die Zentralregierung in Kabul. Vor einer zunehmenden Talibanisierung wird seit November 2006 gewarnt.
Versöhnung und Wiederaufbau
Die Heinrich-Böll-Stiftung fördert Studien und Analysen in Konfliktregionen sowie Programme zur Versöhnung und zum Wiederaufbau. Zudem unterstützt sie demokratische Institutionen, um einen Beitrag zu Rechtssicherheit, Versöhnungs- und Dialogbereitschaft sowie gewaltfreier Konfliktbeilegung zu leisten.
Mit dem Centre for Study of Society and Secularism (CSSS) organisiert die Heinrich-Böll-Stiftung in Indien einen zivilgesellschaftlichen Dialog über religiöse, ethnische und staatliche Grenzen hinweg für ein friedliches Zusammenleben zwischen Hindus und Moslems. Multiplikatoren aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen werden in ihrer Verantwortung bei der Eindämmung von kommunalistischer Gewalt gestärkt.
Europäisch – Asiatischer Dialog
Die rasanten Veränderungen des asiatischen Kontinents fordern die gewachsene westliche Struktur internationaler Institutionen heraus. Neue Wege gemeinsamer globaler Politik müssen beschritten werden. Gegen Stereotypen über Bedrohungsszenarien setzten die Programmangebote der Heinrich-Böll-Stiftung auf differenzierte Perspektiven aus der Region mit dem Ziel, gemeinsam Steuerungsmechanismen für die globalen Herausforderungen auf regionaler und internationaler Ebene zu entwickeln.
Mit dem Gesprächskreis „China und Indien in der Welt(-Wirtschaft)“ lädt die Heinrich-Böll-Stiftung seit 2006 einen themen- und länderkompetenten sowie grünnahen Teilnehmerkreis zur Diskussion der globalen, wirtschafts-, handels-, ressourcen-, klima- und geopolitischen Aus- und Rückwirkungen der beiden „erwachenden Riesen“ für die Welt ein. Öffentliche Veranstaltungen mit Referenten aus Asien geben regelmäßig Detailinformationen z.B. zu Umweltbewegungen in China, der Zivilgesellschaft in Burma/ Myanmar oder über die chinesischen Erwartungen an eine europäischen Außen- und Sicherheitspolitik.