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Schwerpunkte der Arbeit in Afghanistan: Politische Partizipation von Frauen

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Die mangelnde Präsenz von Frauen im Bereich politischer Gruppierungen und auf politischer Entscheidungsebene ist nach wie vor eklatant. Die Erfüllung der Verfassungsvorgabe, 25% der Parlamentssitze Frauen vorzubehalten, erfordert intensive Lobbyarbeit unter Frauen, um sie zur Kandidatur zu ermutigen. Zahlreiche Frauen sind im zivilgesellschaftlichen Bereich engagiert, stoßen aber auch hier an Grenzen und formulieren den Bedarf an Kompetenzstärkung in Lobbyarbeit, politischer Artikulation und Auseinandersetzung mit Entscheidungsträgern. Im Vorfeld der Wahlen gibt es nun verstärkt Bemühungen und Initiativen, potentielle Kandidatinnen für die Parlamentswahlen fortzubilden und zu fördern. Die US-amerikanische Stiftung NDI und die Friedrich-Ebert-Stiftung sind hier herausragende Akteure. Gleichzeitig zeigt sich in den bereits von der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützen Frauenprojekten wie dem Frauenzentrum von AWRC in Khairkhane am Stadtrand von Kabul, dass auch hier die reine Bildungsarbeit an Grenzen stößt und Bedarf nach stärkerer Einflussnahme auf politische Prozesse besteht. An dieser Schnittstelle soll zukünftig angesetzt werden, also bestehende Basisprojekte auf ihrem Weg zu einer stärkeren Politisierung und Einmischung in den politischen Prozess zu begleiten, Frauen dort zu stärkerem politischen Engagement ermutigen, wo sie bereits zusammenkommen und sich organisieren.

Zu Beginn der Afghanistan-Arbeit hat die Heinrich-Böll-Stiftung mehrere Frauenorganisationen, die bereits im pakistanischen Exil aktiv waren, bei der Rückkehr nach Kabul und dem Aufbau ihrer dortigen Aktivitäten unterstützt. Eine dieser lokalen Partnerorganisationen ist das „Afghan Women Resource Centre“ (AWRC). Seit 2002 unterstützt die Heinrich-Böll-Stiftung AWRC bei Aufbau und Betrieb eines Stadtteilzentrums in Khairkhane, einem Stadtrandgebiet von Kabul mit zahlreichen Familien in ökonomischen Notsituationen, einer großen Zahl von Rückkehrerfamilien aus dem pakistanischen Exil, einer hohen Analphabetinnenrate und eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit für Frauen. Im Stadtteilzentrum werden Alphabetisierungs-, Sprach- und Computerkurse angeboten, es gibt eine Frauenbibliothek und einen Kindergarten. Es werden Seminare zu Frauenrechten, Gewalt in der Familien, Gewaltprävention etc. durchgeführt. Das Zentrum wird von Frauen aller Altergruppen intensiv genutzt und ist als ausschließlicher Frauenraum auch von den Männern des Viertels akzeptiert. Finanzielle und räumliche Ressourcen werden intensiv genutzt. Ohne bislang explizit formulierten politischen Anspruch trägt das Zentrum mit effektiver und im Stadtteil akzeptierter Basisarbeit zu Stärkung des Selbstbewusstseins von Frauen, Erhöhung ihrer Bildungschancen und Partizipationsmöglichkeiten im gesellschaftlichen und sozialen Bereich bei.
 
Die Arbeit des Stadtteilzentrums soll weiterhin gefördert werden. Gleichzeitig sollen die Mitarbeiterinnen ermutigt und gefördert werden, sich selbst als Vertreterinnen des Zentrums stärker in den politischen Prozess einzubringen, im Programm des Zentrums politische Themen anzubieten und Ansätze zu politischem Engagement auf Stadtteilebene zu fördern. Ziel ist die Verknüpfung von sozialer und politischer Arbeit von Frauen und umgekehrt die Verankerung von politischen Themen in einem Basisprojekt:

  1. Grund- und Weiterbildung für Frauen und Mädchen im Stadtteil Khairkhane, Kabul.

  2. Förderung von Austausch und Netzwerkbildung unter Frauen.

  3. Stärkung der sozialen Kompetenz von Frauen.

  4. Förderung der Partizipation von Frauen am politischen und parlamentarischen Prozess in Afghanistan.