Begleitet man eine Delegation von Passinhabern aus der Union of Myanmar nach Deutschland, dann muss man bei der Einreise mit etwas Verzögerung rechnen, da die Beamten am Einreiseschalter zunächst einmal Länderlisten konsultieren müssen, um herauszufinden, ob der präsentierte Pass denn tatsächlich von einem existierenden Land ausgestellt wurde. Man kann den Vorgang in aller Regel mit dem Hinweis beschleunigen, dass unter „B“ wie Burma oder Birma der Hinweis „auch Myanmar“ zu finden ist.
In der deutschen Presse, im Bundestag und deutschsprachigen EU-Dokumenten wird durchgängig Birma verwandt. Es handelt sich dabei um eine „Eindeutschung“ einer Lautvariante von Burmah, wie es im 19. Jahrhundert geschrieben wurde. Das war wiederum eine lokale Adaption des Wortes Myanma(r), eigentlich ohne R.
Birma wurde in Ostdeutschland nicht verwandt. In der modernen deutschsprachigen Fachliteratur hat sich wegen der größeren Lautnähe zum Original Burma durchgesetzt.
Myanma(r) ist der formale und in der Schriftsprache verwandte Ausdruck, während Burma(h) die Alltagssprache, in Form einer leichten Umlautung, mit eher lässigem, weniger starkem Lippeneinsatz repräsentiert. In allen schriftlichen Dokumenten, also auch Kopfbögen beispielsweise von Oppositionsorganisationen, die sich im Englischen als Burmese oder of Burma übersetzen lassen, findet sich aber der Schriftzug für Myanma(r).
Das Auswärtige Amt und das BMZ benutzen „Myanmar“, die von der UN anerkannte offizielle Staatsbezeichnung.
Die Heinrich-Böll-Stiftung verfolgt in ihrer Arbeit einen Dialogansatz. Sie hat sich deshalb für eine Kombination beider Bezeichnungen entschieden, um beiden Seiten gerecht zu werden. Zunächst hatten wir uns in der Publikationsarbeit für Burma/Myanmar entschieden. Mit zunehmenden Engagement im Land und durch die Arbeit mit jungen Menschen im Rahmen unseres Stipendienprogrammes für junge Leute aus Myanmar/Burma, die den Begriff Burma nicht verwenden, sondern von ihrem Land und ihrer Sprache als „Myanmar“ reden, haben wir uns für Myanmar/Burma entschieden. Da im Land für den Durchschnittsbürger die Namensfrage lediglich eine Frage der Phonetik und des Sprachniveaus ist, sollte man nicht darauf schließen, dass mit der Verwendung von Myanma eine persönliche Identifikation mit dem politischen System und der Regierung verbunden ist.
Die Exilkräfte und die internationalen Burmagruppen, die weitgehend im thailändisch-burmesischen Grenzbereich arbeiten, sind in aller Regel daran zu erkennen, dass sie in Abgrenzung vom SPDC die Bezeichnung „Burma“ verwenden. Die Militärregierung hingegen benutzt ausschließlich „Myanmar“. Die britische Presse verwendet die Staatsbezeichnung „Burma (Myanmar)“ oder „Burma/Myanmar“. In der amerikanischen wie auch der englischsprachigen Presse in Thailand oder Kambodscha findet sich nur der Begriff „Burma“. In Thai hat sich „Phuma“ , in Khmer (Kambodschanisch) eigenen Lautregeln folgend „Phumea“ eingebürgert, was dem englischen „Burma“ lautlich nahe ist.
Dossier
Myanmar/Burma einen Schritt weiter auf dem Weg zur Demokratie?
Die Nachwahlen in Myanmar/Burma am 1. April 2012 haben viel internationales Interesse auf sich gezogen. Die Öffnungspolitik der Regierung Thein Seins und die neue politische Situation bieten ungeahnte Optionen für das stark isolierte Land. Das Dossier gibt eine Momentaufnahme von Eindrücken aus deutscher Sicht und der Region wieder. Es fängt Stimmen aus China, Thailand, Indien und Myanmar/Burma ein.