Das Afghan Women’s Network (AWN) muss neuerlich seine schwerwiegenden Bedenken über die zunehmende Gewalt gegen Kinder und Frauen in Afghanistan zum Ausdruck bringen. Wir verurteilen diese Gewalttaten aufs Schärfste.
Die Gruppenvergewaltigung eines zwölfjährigen Mädchens in der Provinz Takhar, die sich am 31. Hamal 1390 (20. April 2011) ereignete, ist die jüngste Gräueltat in einer Reihe abscheulicher Akte von sexueller Gewalt, die in dieser Provinz gegen Kinder und Frauen verübt wurden. Im Laufe nur eines Monats wurden uns mindestens drei weitere Sexualverbrechen in dieser Provinz bekannt gemacht. Unlängst wurde eine Frau von ihrem Ehemann umgebracht, ihre Schwester entführt. In den meisten Fällen reagiert die Justiz auf solche Verbrechen nicht – ein wesentlicher Grund für die Kultur der Straflosigkeit in dieser Provinz.
Das Afghan Women’s Network ruft sämtlich zuständigen Behörden nachdrücklich dazu auf, diese Zwischenfälle gründlich zu untersuchen. Bislang gehen die Täter meist straffrei aus.
Wir fordern erneut das Afghanische Parlament dazu auf, den Innenminister und den Gouverneur von Takhar zu diesen Zwischenfällen zu befragen und Druck auf sie auszuüben, den Polizeichef von Takhar zu entlassen, da es ihm nicht gelungen ist, solche schrecklichen Verbrechen zu verhindern.
Das Afghan Women’s Network ersucht das Parlament darum, Gewalt gegen Kinder und Frauen zu einem nationalen Thema zu machen und in diesen Fragen entschieden Position zu beziehen, damit die Menschen Afghanistans sich darauf verlassen können, von Exekutive, Legislative und Judikative unterstützt zu werden.
Gewalt und unmenschliche Verbrechen gegen Frauen und Kinder sind das Zeichen einer kranken Gesellschaft. Wir brauchen Vorbilder für den Schutz von Frauen und Kindern. Das AWN hebt deshalb ausdrücklich das energische Auftreten des Abgeordneten Ahmad Farhad Majidi hervor, der die Gruppenvergewaltigung des zwölfjährigen Mädchens in der Provinz Takhar im Parlament ausdrücklich verurteilte. Menschen wie Herr Majidi zeigen, dass Kinder- und Frauenthemen nicht geographisch oder sprachlich begrenzt, dass sie nationale Themen sind.
Wir, die Frauen Afghanistans, fordern, dass die Gewalttaten gegen und Vergewaltigungen von Kindern und Frauen von allen drei Zweigen des afghanischen Staates ernsthaft untersucht werden müssen, um sicherzustellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger Rechtsschutz genießen und in einer sicheren Gesellschaft leben können.
Vom 14. Mai 2011
- Afghan Women's Network
- Pressemitteilung des Afghan Women´s Network vom 5. Dezember 2011 (PDF)
- Erklärung "Afghan Women Advocating for inclusion at Bonn Conference" (PDF)
Dossier
Afghanistan 2011 - 10 Jahre Internationales Engagement
Nach zehn Jahren internationalem Einsatz in Afghanistan wird im Dezember 2011 eine weitere Afghanistan-Konferenz in Bonn stattfinden. Die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt seit 2002 aktiv den zivilgesellschaftlichen Aufbau in Afghanistan und fördert den Austausch zwischen deutscher und afghanischer Öffentlichkeit. Das folgende Dossier gibt Raum für Kommentare, Analysen und Debatten im Vorfeld der Bonner Konferenz zu Afghanistan.