Obwohl in Afghanistan – trotz entsprechender Verfassungsartikel – die Rechte der Frauen oft mit den Füßen getreten werden, gibt es immer mehr Afghaninnen, die in ihrem Land für gleiche Rechte zwischen Männern und Frauen kämpfen. Vor allem die Städterinnen werden immer mutiger: Frauen sind hier Politikerinnen, Polizistinnen und Juristinnen.
Eine differenzierte Betrachtung der politischen und gesellschaftlichen Situation der Frauen in Afghanistan ist für mich als Exil-Afghanin eine Herzensangelegenheit. So reiste ich 2004 für meine Diplomarbeit zum Thema “Burka meets Haute Couture" erstmals seit der Flucht meiner Familie wieder nach Afghanistan. Bei meiner letzten Reise im November 2008 dokumentierte ich im Rahmen meiner Masterarbeit das Leben von einfachen Frauen und ihrer sozialen Umgebung in Kabul. Entstanden ist eine Wanderausstellung mit einem Fotoessay und Videoprojektionen.
Mit meiner Arbeit möchte ich ein Zeitdokument hervorbringen, das den Blick auf ein anderes Afghanistan lenkt: Ein Land der starken Frauen, die in kleinen Schritten und im Verborgenen für ihre Sache kämpfen. Durch eine Fotoausstellung möchte ich Aufmerksamkeit schaffen für den täglichen Kampf vieler mutiger Afghaninnen, die sich gegen ihre Unterdrückung durch die traditionellen, gesellschaftlichen und religiösen Machtstrukturen wehren und dafür häufig ihr Leben riskieren.
Inhalt und Umsetzung
Ich habe exemplarisch zehn Frauen ausgewählt, die politisch oder durch ihren außergewöhnlichen Lebensstil aktiv für die Gleichberechtigung kämpfen. Von jeder Frau sind Fotos und Interviews entstanden, die ich während zwei Reisen nach Afghanistan (jeweils 45 Tage) gemacht habe. Mit den Reportage-Bildern möchte ich den Alltag der ausgewählten Frauen und ihr Engagement für die Frauenrechte dokumentieren. Motive finde ich einerseits in Szenen, bei denen die Frauen alleine für sich arbeiten oder bei der Arbeit mit anderen Menschen oder der Familie interagieren. Darüber hinaus habe ich, je nach Möglichkeit, den privaten Alltag der Protagonistinnen dokumentiert. Denn was die ausgewählten Frauen außer ihrem Mut verbindet, ist die Tatsache, dass sie trotz ihrer Karriere die traditionelle afghanische Rolle einer Mutter und Hausfrau wahrnehmen müssen.
Von Lela Ahmadzai
Gefördert von VG BILD-KUNST und Soroptimist International Deutschland Club Hannover 2000
Dossier
Afghanistan 2011 - 10 Jahre Internationales Engagement
Nach zehn Jahren internationalem Einsatz in Afghanistan wird im Dezember 2011 eine weitere Afghanistan-Konferenz in Bonn stattfinden. Die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt seit 2002 aktiv den zivilgesellschaftlichen Aufbau in Afghanistan und fördert den Austausch zwischen deutscher und afghanischer Öffentlichkeit. Das folgende Dossier gibt Raum für Kommentare, Analysen und Debatten im Vorfeld der Bonner Konferenz zu Afghanistan.