Wie wird Radio gemacht? Der rbb hat es uns gezeigt. Ein Veranstaltungsbericht.
Da staunte sogar Peter Wilhelm, der Chef vom Dienst des Inforadios, einem Sender beim Rundfunk Berlin-Brandenburg, eher bekannt unter rbb: Alle Teilnehmer/innen des dreitägigen Workshops im Juni sind begeisterte Radiohörer/innen. Manche empfangen sogar per UKW. Das Durchschnittsalter des „normalen“ Inforadio-Hörers liegt bei über 54. Für ein Wochenende lernten wir unter dem Motto „24/7: Nachrichten mit Hintergrund“, wie der Redaktionsalltag im Haus des Rundfunks in Berlin abläuft. Am Ende produzierten wir als krönenden Abschluss selbst einen kurzen Beitrag.
Los ging es am Freitagmorgen im großen Konferenzsaal des Inforadios. Dort fanden sich alle leitenden Redakteurinnen und Redakteure des Senders ein, um die Themen des Tages vorzustellen: Parteitag der Linken, Pressekonferenzen zum gescheiterten Flughafenprojekt, Zukunft des Drogeriekonzerns Schlecker. Später beantworteten uns Peter Wilhelm und Reporterin Neela Richter alle Fragen. Die rbb-Mitarbeiterin begleitete uns die nächsten Tage durchs Programm. Abgerundet wurde unser erster Radio-Tag mit einer Führung durchs die Rundfunkanstalt, die nicht nur Geschichten produziert, sondern selbst ein wichtiger Teil der Deutschen Geschichte ist.
Am zweiten Tag war Eigeninitiative gefragt. Nach akustischen Inputs über gängige Radioformate texteten wir selbst die einfachste Form, die Anmoderation. Einfach war das aber nur in der Theorie: Welches Grundwissen darf ich beim Hörer voraussetzen? Welche Satzlänge ist angemessen? Wie wecke ich Interesse, ohne dem Beitrag vorauszugreifen? Nach der Analyse aller Ergebnisse und einer Mittagspause in der Hauskantine stiegen wir auf ins nächste Level. Mit einem Partner bzw. einer Partnerin konzipierten wir einen „Beitrag mit Einspielern“, kurz BmE, also eine zweiminütige Nachricht mit Originalzitaten, die im Fachjargon O-Töne heißen. Anlass war das 60-jährige Thronjubiläum von Queen Elisabeth II. Der Beitrag wurde im Tonstudio von jedem von uns vor den kritischen Ohren Neela Richters und dem Tontechniker eingesprochen. Spätestens hier erfuhren wir, dass zwischen dem Sprechen, das wir im Strampler-Alter lernen, und den kunstvoll-sorgfältig produzierten Silben eines professionellen Sprechers Welten liegen.
Am letzten Tag hörten wir unsere geschnittenen Beiträge an und gaben einander Feedback: zu Sprechgeschwindigkeit, Stimmlage, Hörbarkeit der Texte. Das war besonders spannend – die meisten von uns haben bislang für Leser/innen getextet.
Für die meisten war es eine ungewohnte Erfahrung, die eigene Stimme auf Band zu hören. Doch gerade die großen und kleinen Fehler spornten viele dazu an, sich weiter im Sprechen zu üben. Und last but not least gab es noch viele Tricks und Literaturtipps von Neela, wie es mit der Rundfunkkarriere am besten klappt.