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Energiekonzern ENI bedroht Biodiversität und Menschenrechte im Kongobecken

Von Gudrun Benecke

Investitionen von Ölunternehmen in den Energiesektor speziell in Entwicklungsländern können negative Folgen für die lokale Bevölkerung und die Ökosysteme in den betroffenen Ländern haben. Zu den riskantesten Formen zählen dabei die Extraktion von Teersanden für die Ölgewinnung sowie der Anbau von Palmölplantagen zur Biotreibstoffgewinnung. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie internationaler Nicht-Regierungsorganisationen mit dem Titel: „Energy Futures? Enis Investments in tar sands and palm oil in the Congo Basin" (PDF, 41 Seiten, englisch),  die zeitgleich mit dem Weltenergiebericht veröffentlicht wurde. Der italienische Energiekonzern ENI, an dem auch der italienische Staat beteiligt ist, bedroht mit seinen Plänen für das Kongobecken, Biodiversität und die Bevölkerung des zweitgrößten Tropenwaldgebietes der Erde.

Erstes Teersandprojekt in Afrika
Die jetzigen Pläne im Kongobecken sind das erste Teersandprojekt auf dem afrikanischen Kontinent. ENIs Investitionsprogramm wurde 2008 mit der Regierung von Kongo (Brazzaville) abgeschlossen. Die kongolesische Regierung strebt nach eigenen Aussagen den Schutz globaler Ressourcen wie dem Tropenwald zwar an, zögert aber bezüglich der Umsetzung der Waldgesetzgebung und des Umweltschutzes. Dabei sind die Regierungsstrukturen in Kongo intransparent und den Menschenrechten wenig verpflichtet.

Der Energiekonzern ENI hat zurzeit den Status als ein weltweit "führendes nachhaltiges" Öluunternehmen. Erst kürzlich hat Geschäftsführer Paolo Scaroni die Delegation des UN Leadership Forum in New York dazu aufgefordert, stärkere Initiative im Kampf gegen den Klimawandel zu ergreifen. Die jetzt erschienene internationale Studie zeigt, dass ENI den grünen Worten entgegengesetzte Taten folgen lassen will. ENIs neue Investitionen im Kongo sind alles andere als ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

Schlechte Klimabilanz
In Kanada hat die Extraktion von Öl aus Teersanden bereits zur Zerstörung von borealen Nadelwäldern, Luft- und Wasserverschmutzung geführt und negative Auswirkungen auf die Gesundheit der ansässigen Bevölkerung gebracht. Um ein Barrel Öl aus den bitumenhaltigen Sanden zu gewinnen werden drei- bis fünfmal soviel Treibhausgase produziert als bei konventioneller Ölgewinnung. So hinterlässt Kanada die höchste CO2-Bilanz  aller G8-Staaten. Auch der monokulturelle Anbau von Palmöl zur Biotreibstoffproduktion trägt massiv zur Entwaldung und zu 20% der globalen Emissionen bei. Palmölproduktion führt nicht nur zum Wachstum von Monokulturen, sie ist auch verbunden mit steigender Nahrungsmittelknappheit, Landkonflikten und Menschenrechtsverletzungen. 

Lokale Bevölkerung nicht involviert
Der kongolesischen Menschenrechtsaktivist Brice Mackosso zeigt sich empört, dass “die lokale Bevölkerung, die bereits unter den Auswirkungen der Ölgewinnung leidet, nicht in Bezug auf geplante neue Projekte konsultiert" werde. Die Pläne verletzten ENIs eigeneeigene Menschenrechts- und Umweltpolitik, so der Aktivist weiter. ENIs Teersandextraktion umfasst ein riesiges Gebiet mit einer Fläche von 1.790 Quadratkilometern. Die genaue Lage der Palmölplantagen ist nicht bekannt, wird aber 70.000 Hektar so genannten „nicht bewirtschafteten“ Lands einnehmen. ENI sagt zwar öffentlich, dass das Projekt nicht in Regenwaldzonen oder Gebieten mit großer Artenvielfalt liege, und auch nicht die Umsiedlung der Bevölkerung nach sich ziehe. Wie der Bericht zeigt, schätzt Eni intern jedoch, dass die Teersandgebiete bis zu 70% im Regenwald und anderen ökologisch sensiblen Zonen liegen werden.


Anmerkungen, Quellen und Verweise


Gudrun Beneke ist Mitarbeiterin im Referat Ökologie der Heinrich-Böll-Stiftung

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