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Regionale und internationale Politik in Lateinamerika

Lesedauer: 3 Minuten
Marktstände in Otavalo, Ecuador (Foto: eschu1952)

Auswirkungen der Finanzkrise

Auch in Lateinamerika hat die weltweite Finanzkrise den wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre deutlich gebremst. Für die nahe Zukunft gehen die Wachstumsprognosen gen Null oder sogar in den Negativbereich. Zwar sind viele lateinamerikanische Länder in dieser Krise zunächst besser gewappnet als bei vorherigen Krisen – Brasilien, Argentinien oder Chile z.B. verfügen heute über ein besser funktionierendes Bankensystem und höhere eigene Sicherheiten als während der nationalen Wirtschaftskrisen der letzten 20 Jahre – der starke Preisverfall bei Rohstoffen und eine deutlich geringere Nachfrage nach den Produkten der Region auf dem Weltmarkt hat jedoch für fast alle Länder der Region unmittelbar spürbare Auswirkungen, wie z.B. einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Besonders in Mittelamerika und Mexiko – z.T. aber auch in den Andenländern – macht sich außerdem der drastische Rückgang der Überweisungen der Migrant_innen aus den USA und Europa bemerkbar. In El Salvador z.B. stellen die Rücküberweisungen mit Abstand die größte Einnahmequelle dar.

Gleichzeitig nehmen die Schwellenländer der Region - u. a. zur Finanzkrise - eine aktiver werdende Rolle in der Weltpolitik ein. Brasilien und Mexiko sind Teil der G 8 plus 5 Länder, neben ihnen gehört auch Argentinien zu den G 20–Staaten. Brasilien gehört außerdem zur Gruppe der vier führenden Schwellenländer BRIC (Brasilien, Russland, Indien, China).

Regionale Bündnisse

Daneben gibt es seit einigen Jahren vermehrte Ansätze für eine regionale Bündnispolitik. Die meisten dieser Bündnisse (Mercosur, UNASUR, ALBA) formulieren neben der ökonomischen Komponente auch soziale und politische Anliegen einer Integrationspolitik. So heißt es im Gründungsdokument von UNASUR, es gehe auch darum „Ungleichheit, soziale Ausgrenzung, Hunger, Armut und Unsicherheit“ zu besiegen. Wie im Mercosur soll es ein eigenes Parlament geben. Gemeinsame Währungen sind im Gespräch.

Nichtsdestotrotz funktionieren diese Bündnisse bisher nur in Ansätzen. Mögliche Erklärungen liegen in den großen politischen Unterschieden in den Mitgliedsstaaten oder in den z.T. konkurrierenden regionalen Führungsansprüchen von Brasilien und Venezuela.

Aktivitäten der Heinrich-Böll-Stiftung

Die Heinrich-Böll-Stiftung begleitet diese Politik- und Integrationsprozesse im Rahmen eigener Politikbeobachtung sowie durch die Beauftragung von Studien und Artikeln oder die Durchführung von Veranstaltungen und ggf. Unterstützung von Lobbyarbeit zu kritischen Punkten. Z.B. zu: den Umweltauswirkungen der im Rahmen der regionalen Bündnisse verfolgten Entwicklungsmodelle, zu den Auswirkungen von regionalen Freihandelsabkommen auf nationale Arbeitsmärkte, Sozialsysteme und Umwelt oder zu den jeweils nationalen Auswirkungen der Finanzkrise.

Verfassungsgebende Prozesse

Ein jeweils nationales Thema, das aber für die gesamte Region relevant ist, sind die diversen Verfassungsgebenden Prozesse,  Debatten um neue Verfassungen und Verfassungsänderungen. Hier beteiligt sich die Heinrich-Böll-Stiftung an einem regionalen Austausch.