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MandatsträgerInnen mit Migrationshintergrund. Karriewege und substantielle Repräsentation von Politikerinnen und Politikern mit Migrationshintergrund

Freya Angelika Markowis, Universität Hannover

Menschen mit Migrationshintergrund gelangen in den letzten Jahren vermehrt ins Blickfeld von Öffentlichkeit, Parteien und auch politikwissenschaftlicher Forschung. Etwa 19 Prozent der Bevöl­kerung in Deutschland haben laut Statistischem Bundesamt einen Migrationshintergrund, d.h. sie sind entweder selbst eingewandert oder haben mindestens ein Eltern- oder Großelternteil mit einer nichtdeutschen Staatsbürgerschaft. Demgegenüber haben nur ca. 2,6 Prozent aller Abgeordneten der deutschen Länderparlamente, des Bundestags und der deutschen Abgeordneten im Europäischen Parlament einen Migrationshintergrund. Für diese Situation muss es Gründe geben, die bisher noch nicht umfassend erforscht sind.

Das Wahlverhalten und die Parteipräferenzen von Menschen mit Migrationshintergrund werden seit einigen Jahren von der Forschungsgruppe „Migranten als politische Akteure“ untersucht. Die Gruppe betrachtet jedoch Karrierewege und substantielle Repräsentation von Abgeordneten mit Migrationshintergrund nur anhand quantitativer Daten. Geschlechterunterschiede bezieht sie nicht umfassend in die Analyse ein. Auch auf internationaler Ebene werden diese Themen bisher kaum betrachtet.

Theoretische Grundlagen dieses Promotionsprojekts sind Theorien der politikwissenschaftlichen Geschlech­terforschung, vor allem zur sogenannten Intersektionalität, der Überkreuzung von sozialen Kategorien, in Verbindung mit dem „Magischen Dreieck“ politischer Partizipation. Es soll eine intersektionale Analyse vorgenommen werden, bei der innerhalb der Kategorie „Migrationshintergrund“ der Einfluss der Kategorie „Geschlecht“ untersucht wird.

Grundlage der Analyse sind Gespräche mit weiblichen und männlichen Abgeordneten mit Migra­tionshintergrund in den deutschen Länderparlamenten und im Bundestag, die mit Hilfe eines teilstandardisierten Interviewleitfadens zu den Themen Weg ins Parlament, inhaltliche Schwerpunkte ihrer Arbeit und Erfahrungen in der Politik als Frau oder Mann mit Migrationshintergrund befragt werden sollen. Die Interviews werden nach ihrer Transkription mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Im Zentrum der Analyse werden folgende Fragen stehen: Wie unterscheiden sich die Karrierewege von weiblichen und männlichen Mandatsträgern mit Migrationshintergrund von denen der PolitikerInnen ohne Migrationshintergrund? Kümmern sich Abgeordnete mit Migrationshintergrund um die Belange anderer Menschen mit Migrations­hintergrund? Querschnittsfrage ist, ob und wie sich ein Geschlechter­unterschied bemerkbar macht.