Ein Bericht zur Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen:
31. August bis 01. September 2012
Foto-Werkstatt und Ausstellungseröffnung: „Stadt & Mensch“ im Paul - Gustavus - Haus in Altenburg
Am 31.08. und 01.09.2012 fand die 2. Foto-Werkstatt zum Thema „Stadt & Mensch“ im Paul - Gustavus - Haus in Altenburg statt.
Wie auch schon im ersten Workshop vom 11.-12.05.2012 in Sondershausen, war es Ziel der Werkstatt, sich über den Wandel in der Stadt bewusst zu werden und diesen mittels Kamera festzuhalten. Sylwia Mierzynska (Fotografin und Grafikerin aus Erfurt) und Yvonne Most (Fotografin aus Sondershausen) leiteten den Workshop mit 17 Teilnehmenden. Es fanden sich sehr gemischte Gruppen aus Rentner/innen, Schüler/innen, Studierende, sowie Berufstätige und Arbeitssuchende zusammen.
Nach einem kurzen Einstieg in Thema und Anliegen von Werkstatt und Ausstellung durch Solveig Negelen folgte eine Vorstellungsrunde in der die Werkstatt - Teilnehmer/innen über sich und ihr Verhältnis zur Stadt Altenburg aber auch ihre Beziehung zu Fotografie erzählten. Bereits an dieser Stelle wurden die unterschiedlichen Sichtweisen und Wahrnehmungen der Teilnehmer/innen deutlich.
Unter den Überschriften „Altenburg ist für mich … “ und „ positiv/ negativ in Altenburg ist… “ wurden geografische, bauliche aber auch sozialräumliche Orte Altenburgs gesammelt. Es entstand eine Diskussion über die schönen und sehenswerten Plätze Altenburgs, aber auch über die weniger attraktiven Orte mit zum Teil verfallenen Gebäuden, deren Veränderung und wie es dazu kam. Hier gab es teilweise Meinungsverschiedenheiten, die einen empfanden große moderne Neubauten als Störfaktor in ihrer Stadt, andere hingegen sahen hier eine gewisse Ästhetik. In einem war man sich einig: auch subjektiv nicht „schöne“ Gebäude können ihren Reiz haben, wenn man sie aus einem bestimmten Blickwinkel, durch die Linse oder in ihrer Geschichtlichkeit betrachtet.
Nach dieser Ideensammlung mit angeregter Diskussion gab es eine kurze theoretische Einführung zur Architektur-, Portraits- und Panorama-Fotografie anhand einer Powerpoint-Präsentation. Daran schloss sich der praktische Teil in Form des gemeinsamen Rundgangs durch die Stadt anhand eines zuvor erstellten Wegeplanes an. Hier kam es immer wieder zu besonderen Begegnungen. In einer wenig belebten Straße der Innenstadt, am Platz einer verfallenen, leer stehenden Jugendstil-Villa berichtete eine „ Ur- Altenburgerin“, dass dies einmal die „beliebteste Kneipe“ und der Haupttreffpunkt für die jungen Leute der Stadt war. Angesichts eingeschlagener Fenster und maroder Mauern war das schwer zu glauben.
Gerade solche Anekdoten verhalfen Außenstehenden, die Stadt besser zu begreifen und machten den Einheimischen die Entwicklung ihrer Heimat noch einmal bewusst.
Nach Rückkehr ins Paul - Gustavus - Haus stand ein erste Vorauswahl und Diskussion der Motive für die Ausstellung an. Auch hier wurde wieder intensiv über das Für und Wider von Orten in der Stadt nachgedacht. Zum Ende des Tages erhielten die Teilnehmenden eine Führung durch den Veranstaltungsort selbst. Das ehemalige Fabrikgebäude wird im Rahmen des Wächterhauskonzeptes verpachtet und ist ein eingetragener Verein. Viele engagierte, größtenteils junge Altenburger/innen haben dazu beigetragen, dass aus dem maroden Haus ein sehr angenehmer Aufenthaltsort mit Café, einer Bibliothek speziell von Arbeitssuchenden für Arbeitssuchende, Sommertheater, Lesungen, Filmabende usw. wurde.
Der 2. Tag des Workshops war von den Vorbereitungen zur Ausstellung geprägt. Die Teilnehmenden erarbeiteten mit den Werkstatt-Leiterinnen das Ausstellungskonzept. Es wurden künstlerische, inhaltliche und technische Aufgaben verteilt. Wie auch im ersten Workshop wurden eigene Titel und Themen unter denen die Fotos präsentiert werden sollten kreiert.
Am ....wurde die Ausstellung feierlich, mit einer Einführungsrede durch einen der Teilnehmenden eröffnet. Nicht nur dem guten Wetter war es verschuldet, dass die Ausstellung auf ein sehr großes Interesse stieß. Sehr viele Altenburger/innen, aber auch interessierte Touristen besuchten die Ausstellung oder blieben interessiert an den Schaufenstern des Hauses stehen, in denen die Fotos präsentiert wurden. Die Besucher/innen kamen mit den Teilnehmer/innen ins Gespräch, stellten Fragen zur Idee des Projekts, wollten erfahren warum Altenburg für die Ausstellung gewählt wurde und wie sich die Stadt zum Thema Beteiligung und Stadtentwicklung verhalte.
Auch seitens der Presse (LVZ) gab es Interesse am Projekt. Nach der Presse-Ankündigung gab es eine Anfrage, die Foto-Ausstellung im Rahmen der Messe „50 PLUS“ am 22.9.2012 in Altenburg zu zeigen. Die Presse, Mitglieder des Paul-Gustavus-Hauses und der Kurator übernahmen dankenswerterweise die Bewerbung, den Aufbau und die Einführung in die Ausstellung.
Im Frühjahr 2013 ist ein 3. WS in Rudolstadt geplant. Alle 3 Ausstellungen sollen danach zusammengeführt und im Rahmen des Thüringentages 2013 in Sondershausen präsentiert werden.