Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Der Balkan 2005. Probleme - Perspektiven - Lösungsansätze

Lesedauer: 3 Minuten

14. Oktober 2008

9. Dezember 2004

Viel spricht dafür, dass 2005 ein wichtiges, vielleicht sogar entscheidendes Jahr für die Zukunft des Balkans wird. In Bosnien will die Europäische Union mit der Mission ALTHEA den SFOR-Einsatz der NATO ablösen und damit ihre erste größere Friedensmission im Rahmen der sich entwickelnden ESVP aufnehmen. Zugleich jährt sich 2005 der Dayton-Vertrag zum zehnten Mal und mit ihm wird der Versuch zehn Jahre alt, durch massive internationale Truppenpräsenz und Hilfe einen stabilen multi-ethnischen Staat mit funktionierenden Institutionen aufzubauen. Zehn Jahre ist es aber 2005 auch her, dass in Srebenica Tausende bosnischer Moslems massakriert wurden.

Für den Kosovo sollen im Jahr 2005 Gespräche über den endgültigen völkerrechtlichen Status der Provinz beginnen - so wurde es während der Verhandlungen zur Beendigung des Kosovokrieges vereinbart.

In Makedonien, der dritte Konfliktherd des Balkans, ist gerade mit der Zurückweisung des Volksbegehrens gegen die Reform der Gebietskörperschaften an einer erneuten größeren politischen Krise noch einmal vorbeigeschrammt. Latent krisenhaft bleibt die Entwicklung dort jedoch weiter.

All diese Anlässe und die mit ihnen verbundenen strategischen, politischen Fragen, lassen es geraten erscheinen, gegen Ende des Jahres 2004 zugleich einen Blick zurück und einen Blick nach vorne zuwerfen - am Beispiel des Kosovos, am Beispiel Bosniens, am Beispiel Makedoniens und mit einem klarem Seitenblick auf die die wachsende Bedeutung der Rolle Europs.

Was bringt das Jahr 2005 für den Kosovo? Haben jene recht, die davon ausgehen, dass die Klärung der Status-Frage für Kosovo weiter vertagt werden kann? Jene, die glauben, dass die Formel "Standards vor Status" weiter Stabilität garantieren kann? Oder jene, die davon ausgehen, dass diese Formel bald faktisch aufgebrochen werden wird und deshalb raten, die Statusfrage aktiv anzugehen?

Was bringt 2005 für Bosnien? Können die dem Dayton-Prozess immanenten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungsblockaden überwunden werden und kann ein Prozess "über Dayton hinaus" initiiert werden? Wenn ja, auf welchem Wege? Oder droht angesichts der historischen Bezugsdaten 2005 gar das Aufbrechen alter Wunden? Wie kann dies vermieden werden?

Und was bringt 2005 für Makedonien? Kann die derzeitige Koalitionsregierung ihren Kurs durchsetzen? Oder droht auch ihr ein Scheitern, weil mangelnde wirtschaftliche Entwicklungschancen und die Verkopplung des Konfliktes mit den Entwicklungen der anderen Balkankonflikte ein Wiedererstarken der nationalistischen Kräfte befürchten lassen?

ReferentInnen

  • Dr. Bujar Bukoshi, Vorsitzender der Neuen Partei des Kosovo, Prishtina
  • Dr. Azra Dzajic, Heinrich Boell Stiftung, Leiterin Regionalbüro Südosteuropa, Sarajevo
  • Prof. Michael Daxner, Universität Oldenburg, 2000-2002 Koordinator der UNMIK für den Bildungsbereich im Kosovo
  • Dr. Peter Lock, Aspen Institute Berlin
  • OTL a.D. Peter Matthiesen, ehemals Militärattache Deutschlands in Makedonien

Gesprächsleitung: Otfried Nassauer, Leiter des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (BITS)