Politische Kommunikation im Internetzeitalter

Lesedauer: 2 Minuten

15. Oktober 2008

Inhalt


Vorwort


Die Heinrich-Böll-Stiftung hat sich in einem Seminar im Dezember 2000 mit den aktuellen Herausforderungen politischer Kommunikation in der klassischen Bewährungsprobe politischer Parteien, dem Kampf um Wählerstimmen, auseinandergesetzt. Verändert sich die Szenerie grundlegend durch den Auftritt neuer Kommunikationsmittel wie SMS, E-Mail und Wahlkampf-Homepages? Werden traditionelle Formen der politischen Kommunikation wie Festzelt-Reden abgelöst von medialen Events?

Der Präsidentschafts-Wahlkampf in den USA mündete im vergangenen Jahr zwar in einer für das Land quälenden wochenlangen Patt-Situation und einem weltweiten Kopfschütteln über das amerikanische Wahlverfahren, dennoch dürfte sein Einfluß auf künftige Wahlkämpfe andernorts bedeutend sein. Erstmals wurden über das Internet massiv Spenden und freiwillige Wahlkampfhelfer geworben. Und erstmals konnte eine chronisch unterfinanzierte Kampagne wie die des republikanischen Kandidaten John McCain dank medialen Echos und top-aktueller Internet-Präsenz einen großen Stimmenerfolg verbuchen.

Das Reden über Techniken der politischen Kommunikation ist allzeit zugleich ein Reden über das Bild vom Menschen, das jemand hat. Sollen unmündige Dummköpfe zur Wahl des eigenen Fähnleins manipuliert werden oder sollen mündige Bürgerinnen und Bürger sich für das – gut präsentierte – bessere Programm und die besseren Köpfe entscheiden? Unser Plädoyer für letzteres ist eindeutig. Die Heinrich-Böll-Stiftung steht für eine Kultur der politischen Ausei-nandersetzung, die sich auf der Höhe der medialen Möglichkeiten bewegt, aber den Unterschied zwischen Waschmittelwerbung und Politik nicht aus den Augen verliert. Zu einer demokratischen Kultur gehört auch der Verzicht auf die Diffamierung der Gegner und Konkurrenten. Die Zivilisierung des Wahlkampfes ist für uns zugleich ein Stück Demokratieentwicklung.

Wir dokumentieren einige Grundgedanken und Materialien des Seminars und hoffen, daß sie zur Qualifizierung der politischen Auseinandersetzung beitragen.

Berlin, zu Beginn des Jahres 2001

Ralf Fücks
Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung