Geschlechterdemokratie - Beispiele aus der Projektarbeit

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2. Dezember 2008

Im Rahmen des Programms Geschlechterdemokratie bildet seit Jahren das Thema „Gewalt gegen Frauen“ einen Schwerpunkt. Gewalt gegen Frauen stellt die brutalste Manifestation der historisch gewachsenen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern dar. Diese Gewaltopfer brauchen Schutz und Beratung. Der Veränderung bedürfen aber auch die gesellschaftlichen und rechtlichen Bedingungen, die Diskriminierung und Benachteiligung Vorschub leisten. Häusliche Gewalt muss aus dem Bereich des Privaten herausgeholt und öffentlich geächtet und kriminalisiert werden.

Das Regionalbüro Ramallah steuerte und koordinierte von 2003 bis 2006 ein durch die EU-Kommission finanziertes Frauenprojekt Promoting Women's Rights through Empowerment, Awareness, and Legal and Political Reform. Fünf Frauenorganisationen aus vier arabischen Ländern hatten sich zum Netzwerk SALMA zusammengeschlossen. Ihr Aktivitäten reichten von der Beratung für Gewaltopfer und die Einrichtung von Frauenhäusern über die Fortbildung von Rechtsanwälten, Ärzten und Sozialarbeitern und empirischen Studien bis zum Entwurf neuer Gesetze und der Lobbyarbeit in Parlamenten und Verwaltung.

Aufgrund des erfolgreichen Abschlusses des Projekts wurde Anfang 2007 mit neuerlicher EU-Unterstützung ein fast dreijähriges Projekt von arabischen Frauenorganisationen ins Leben gerufen, das eine grenzüberschreitende Kampagne zu Kriminalisierung von häuslicher Gewalt und eine nachhaltige Netzwerkbildung unter Frauenorganisationen in der arabischen Region zum Ziel hat. Für die Steuerung und Koordination ist wieder das Stiftungsbüro in Ramallah zuständig. Auf workshops, Seminaren und Konferenzen werden Erfahrungen ausgetauscht, die Kooperation von Frauenorganisationen in der arabischen Welt gestärkt und an einer gemeinsamen überregionalen Kampagne gearbeitet, um die gesetzlichen Grundlagen für die Durchsetzung von Rechten für Frauen und zum Schutz der Frauen zu verbessern.

Neben unserem Büro gehören zum Kern des SALMA-Netzwerks bislang folgende Frauenorganisationen:

  • WCLAC - Women's Center for Legal Aid and Counseling in Jerusalem/Ramallah (Palästina)
  • LECORVAW - Lebanese Council to Resist Violence Against Women in Beirut (Libanon)
  • WEP - Women's Empowerment Program in Gaza (Palästina)
  • EL NADIM in Kairo (Ägypten)
  • SIGI/J - Sisterhood is Global Institute/Jordan in Amman (Jordanien)

Weitere Organisationen aus Tunesien, Marokko, Yemen, Bahrein, Ägypten, Libanon und Algerien haben sich dem Netzwerk bisher angeschlossen.

Vor Jahren ermöglichte unsere Förderung die Einrichtung einer arabischen Website zum Thema „Gewalt gegen Frauen“, die im Zusammenhang mit dem SALMA-Projekt weiter unterstützt wurde. Sie informiert umfassend über die Relevanz des Themas in der arabischen Welt.

Darüber hinaus unterstützen wir vielfältige Maßnahmen unserer Partnerorganisationen zur Förderung der Gleichstellung von Männern und  Frauen:

  • Nach langen Auseinandersetzungen wurde im neuen palästinensischen Kommunalwahlgesetz eine Frauenquote eingeführt, die mindestens zwei/drei weibliche Mitglieder für jeden Gemeinde- und Stadtrat vorschreibt. In Kooperation mit der Nicht-Regierungsorganisation AMAN (Coalition for Accountability und Integrity) und palästinensischen Frauenorganisationen haben wir in Vorträgen und im Rahmen von Diskussionsveranstaltungen mit Informationen über die deutschen – vor allem grünen – Erfahrungen mit Frauenquoten die Debatte bereichert. 

  • Im Vorfeld der Kommunalwahlen in den palästinensischen Gebieten bot das Büro in Ramallah in enger Zusammenarbeit mit MIFTAH (Palestinian Initiative for the Promotion of Global Dialogue and Democracy) und dem WATC (Women’s Affairs Technical Committee) in verschiedenen Städten der Westbank und des Gazastreifens ein Medientraining an, das unter Leitung einer deutschen Journalistin Kandidatinnen für den Umgang mit Medien qualifizieren soll. Deutsche Politiker mit Erfahrungen in Parteiorganisation und Wahlkampfführung führten ebenfalls für Kandidatinnen mehrfach ein Kampagnentraining durch.

  • Nach einer internationalen Konferenz über Gender Budgeting in Amman wurde in der Gemeinde Birzeit bei Ramallah ein Pilotprojekt durchgeführt, das nach Schulung durch internationale Expertinnen unter Beteiligung von lokalen Frauenorganisationen, des Gemeinderats und der Verwaltung auf die Einführung des Gender Budgeting auf kommunaler Ebene zielt.

  • In Ägypten und Palästina haben sich Medienschaffende und JournalistInnen mit Frauenorganisationen kritisch mit der Rolle von Frauen in den arabischen Medien auseinandergesetzt und ein Women’s Media Watch Network ins Leben gerufen.