WS 1: Faire Lasten- und Chancen-Verteilung im Klimaregime
Die Klimaverhandlungen in Kopenhagen stehen kurz vor der Tür. Noch immer gehen die Meinungen weit auseinander, wenn es darum geht, wie genau und von wem die Verantwortlichkeit für die Vermeidung und Anpassung an den Klimawandel getragen werden soll. Wie viele Emissionen müssen Deutschland, die EU, Japan und die USA, aber auch China, Indien und die Entwicklungsländer jeweils vermeiden? Und welchen Finanzbeitrag sollen die Industrieländer aufbringen, um einen gerechten Beitrag zur Lösung des globalen Problems zu leisten? Etliche Vorschläge für eine so genannte „Lastenteilung“ wurden in den letzten Jahren vorgelegt. Ziel dieses Workshops ist es, die gegenwärtige Debatte zu fokussieren und bestehende Positionen kritisch auf ihre Machbarkeit hin zu diskutieren.
Referentinnen / Referenten:
Jörg Haas (European Climate Foundation, Berlin)
Isaiah Kipyegon T. (Norwegian Church Aid, Kenia)
Moderation und Start-Input:
Arne Jungjohann (Heinrich-Böll-Stiftung, Washington DC)
WS 2: Wie wird es machbar? Technologiekooperation in einem gerechten Klimaabkommen
Die globale wirtschaftliche Neustrukturierung hin zu einer ökologisch-modernen Welt, die auf die Grundprinzipien Klimaschutz und Gerechtigkeit, Treibhausgasreduzierung und nachhaltige Entwicklung beruht, macht einen Transfer und die Verbreitung grüner Technologien unabdingbar. Im Rahmen der Wirtschaftskrise wurde der Green New Deal als mögliche Lösung diskutiert. Brauchen wir nun in Kopenhagen einen „Global Green New Deal“, um die Klima-, Energie- und Wirtschaftskrise zusammen zu lösen? Im Spannungsfeld zwischen Klima und Entwicklung spielen Innovationstechnologien eine Schlüsselrolle: Grüne Technologien, Effizienzsteigerungen und technokratische Konzepte sind unerlässlich, aber kein Allheilmittel in der Klimakrise. Wie müsste eine groß angelegte internationale Kooperation aussehen, um Niedrig- und Null-Energie-Technologien überall auf der Welt zur Anwendung zu bringen? Welche Mechanismen, Instrumente, Institutionen und Regeln braucht es, um einen globalen Green New Deal ins Werk zu setzten?
Referentinnen / Referenten:
Gudrun Merkle (European Business Council for Sustainable Energies, e5, Karben)
Ulf Moslener (Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt am Main)
Fabby Tumiwa (Institute for Essential Services Reform, Indonesien)
Moderation:
Richard Brand (Evangelischer Entwicklungsdienst, Bonn)
WS 3: Flexible Mechanismen – Befördert der Clean Development Mechanismus (CDM) eine nachhaltige Entwicklung oder verschärft er Probleme?
Der Emissionshandel im Klimaschutz wurde mit dem Kioto-Protokoll eingeführt. Er soll weltweit CO2-Reduzierungsmaßnahmen unterstützen. Doch es mehrt sich Kritik an diesem Instrument, insbesondere am CDM. Vor allem die ungenügende Partizipation einiger Staaten und Akteursgruppen sowie der Zweifel an der Effektivität und Effizienz bei seinem Einsatz werden genannt. Auch treten im Zusammenhang mit dem CDM bedenkliche lokale Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung auf. Die Meinungen gehen aufgrund der bisherigen Erfahrungen weit auseinander. Viele NGOs lehnen den CDM deshalb grundsätzlich ab, während staatliche Verhandlungsdelegationen und die Wirtschaft sich lediglich für eine Reform des CDMs aussprechen. Wie soll mit diesem flexiblen Mechanismus im Rahmen des Emissionshandels in der Zeit nach 2012 umgegangen werden?
Referentinnen / Referenten:
Lambert Schneider (Ökoinstitut, Berlin)
Kushal Yadav (Centre for Science and Environment, Indien)
Jessica Wade (EcoSecurities, Berlin)
Moderation:
Michael Köberlein (Heinrich-Böll-Stiftung, Büro Indien)
Input von Gudrun Benecke (Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin)
WS 4: Klimaschutz und Waldschutz im Süden: Nachhaltige Lösung oder marktwirtschaftliche Instrumentalisierung?
Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zusammen mit weiteren 13 Prozent aus der Landwirtschaft entspricht dies einem Drittel aller globalen THG Emissionen. Ein nachhaltiger Schutz der Wälder sowie die Emissionsreduktionen aus Entwaldung, Walddegradierung und Landnutzungsänderungen sind für einen wirksamen Klimaschutz daher unabdingbar. Unter dem Titel REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) hat das Thema Eingang in die internationalen Klimaverhandlungen gefunden. Erstmals seit fast 20 Jahren könnte sich somit auf internationaler Ebene über den Schutz der letzten Urwälder verständigt werden. Wie genau soll ein REDD-Mechanismus ausgestaltet werden? Mit welchen Mitteln soll Waldschutz in den Ländern des Südens bezahlt werden? Und welche Risiken für die Rechte indigener Völker und die Artenvielfalt lauern, wenn Waldschutz vor allem durch die Brille des Klimaschutzes betrieben wird?
Referentinnen / Referenten:
Victoria Tauli-Corpuz (Tebtebba, Philippinen)
Diego Cardona (Global Forest Coalition, Kolumbien)
Georg Schattney (Business Communications Consulting, Frankfurt am Main)
Moderation und Problemaufriss:
Anika Schroeder (Misereor, Aachen)
WS 5: Für ein Klima der Ernährungssicherheit
Während sich die Klimaerwärmung in vielen Regionen der gemäßigten Breiten zunächst positiv auf die Landwirtschaft auswirken könnte, werden die Folgen in den meisten Entwicklungsländern überwiegend negativ sein. Insbesondere in Afrika drohen die Ernteerträge, infolge von Niederschlagsrückgang regional bis 2020 – also bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre - um 50 Prozent zu sinken; auch für Zentral- und Südasien sowie für Lateinamerika werden Ernterückgänge von bis zu 30 Prozent erwartet (IPCC-Berichte 2007). Der Klimawandel wird die Kluft der Nahrungsmittelverfügbarkeit zwischen Nord und Süd vertiefen. Ohne Klimaschutz, adäquate Agrarstrategien und Anpassungsmaßnahmen werden Hunger und Armut in den Entwicklungsländern dramatisch ansteigen – mit globalen Folgen (Migration, Krisen, Konflikte).
Der Klimawandel bedroht vor allem die arme Bevölkerung ländlicher Räume: Die Existenz von Nomaden, Klein- und Subsistenzbauern und Fischern hängt direkt von der Landwirtschaft bzw. von stabilen Klimabedingungen ab. Diese Gruppen haben aus eigener Kraft kaum Kapazitäten, geeignete Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu identifizieren und umzusetzen. Von nationalen Institutionen ihrer Regierungen können diese Menschen ebenfalls nur wenig Hilfe erwarten. Besonders betroffen von der Verschlechterung der Ernährungslage werden Frauen, Kinder und Aidskranke sein. Die Verantwortung für Ernährungssicherheit und Armutsreduzierung tragen zwar in erster Linie die betroffenen Länder selbst, aber den Industrieländern kommt als Verursacher der Klimaerwärmung die Aufgabe zu, Maßnahmen zur Ernährungssicherheit deutlich stärker als bisher zu unterstützen, die bisherigen Erfahrungen auszubauen und sich bei der Unterstützung besser zu koordinieren.
Referentinnen / Referenten:
Opele Akibu Idowu (Landwirtschaftliches Entwicklungsprogramm, Bundesstaat Ogun, Nigeria)
Birgit Dederichs-Bain (Welthungerhilfe, Bonn)
H.-Christoph von Heydebrand (BM für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin)
Moderation und Start-Input:
Thomas Hirsch (Brot für die Welt, Stuttgart)
WS 6: Klimawandel: Flucht und Migration
Verschiedene Studien rechnen allein bis zum Jahr 2050 mit bis zu 200 Millionen Menschen, die aufgrund der Folgen des Klimawandels ihre Heimat verlassen, um an anderen Orten bzw. in anderen Ländern Schutz zu suchen. Die bestehenden Rechtsinstrumente scheinen bislang jedoch nicht geeignet, einen Rahmen für einen angemessenen Umgang mit „Klimaflüchtlingen“ (Schutz, Kompensationsmöglichkeiten und Umsiedlung) zu bieten. Damit stellen sich große Herausforderungen für Institutionen und Organisationen, rechtliche Instrumente und Finanzierungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Besonders deutlich wird die Klima bedingte Flucht am Beispiel pazifischer Atolle, etwa in dem Inselstaat Kiribati oder Papua Neuguinea, wo bereits mehrere tausend Menschen weitgehend ohne staatliche Unterstützung oder Entschädigung Zuflucht auf höher liegenden Nachbarinseln suchen mussten. In afrikanischen Regionen am Südsaum der Sahara führt der Klimawandel zu lokaler und regionaler Migration, da viele ländliche Lebensräume derart von Wetterextremen oder Trockenheit betroffen sind, dass Bauern ihre Existenzgrundlagen verlieren und gezwungen sind umzusiedeln. Land- und Ressourcenkonflikte werden dadurch verschärft.
Die schwierige Definition von „Klimaflüchtlingen“ und der rechtliche und politische Umgang mit Menschen, die aufgrund der Folgen des Klimawandels ihre Heimat verlassen, stellen nahezu alle politischen Akteure vor Schwierigkeiten. Bislang existiert keine international akzeptierte Begrifflichkeit für Personen, die aufgrund von Umweltveränderungen ihre Heimat verlassen. In internationalen Rechtsinstrumenten gibt es keine klare Kategorie: „Umweltflüchtlinge“ oder „Klimaflüchtlinge“ können sich auf keine rechtliche Grundlage wie etwa das Genfer Flüchtlingsrecht beziehen. Schwierig ist es in vielen Fällen auch, eine klare Unterscheidung von (erzwungener) Flucht und (freiwilliger) Migration zu treffen, wenn Umweltfaktoren direkt oder indirekt ursächlich sind. Auf der internationalen politischen Agenda lässt sich die Thematik bislang nur schwer platzieren. Auch im Rahmen des UNFCCC Kopenhagen-Prozesses finden klimabedingte Flucht und Migration bislang keine deutliche Berücksichtigung.
Referentinnen / Referenten:
Sazzadur Rahman Chowdhury (Prodipan, Bangladesh)
Jeanette Schade (Universität Bielefeld)
Joachim Schemel (Auswärtiges Amt, Berlin)
Moderation:
Sophia Wirsching (Brot für die Welt, Stuttgart)
WS 7: Finanzierung von Anpassung an den Klimawandel für die verletzlichsten Menschen
Die Anpassung an die negativen Folgen des Klimawandels wird immer mehr zur entwicklungspolitischen Notwendigkeit, auch damit Erfolge in der Entwicklungszusammenarbeit nicht zurückgeworfen werden. Eine Reihe wissenschaftlicher Studien zeigen, dass die Zusatzkosten für die Anpassung in Entwicklungsländern in mindestens in zweistelliger Milliardenhöhe liegen, weshalb die Finanzierung bei den UN-Klimaverhandlungen ein zentraler Knackpunkt ist.
Für die Glaubwürdigkeit einer internationalen Finanzierungsunterstützung für die Entwicklungsländer durch ein Kopenhagen-Abkommen, aber auch darüber hinaus ist es zentral, dass die Finanzierung vor allem den Menschen in den gefährdetsten Ländern zugute kommt, die besonders verletzlich gegenüber den Folgen des Klimawandels sind. Arme Bevölkerungsschichten, Kleinbauern, Frauen und ältere Menschen sind in Entwicklungsländern jedoch zumeist nicht oder nur unzureichend in politische Entscheidungsprozesse involviert, obwohl der Klimawandel gerade ihre Existenzgrundlage am meisten bedroht. Welche Mechanismen und Ansätze auf den verschiedenen Ebenen – international, national in den Entwicklungsländern bzw. der EZ, und auf lokaler Ebene befördert und gefordert werden müssen, ist der zentrale Gegenstand dieses Workshops. Dabei gilt es auch der Herausforderung gerecht zu werden, die Notwendigkeit des schnellen Handels und einer schlanken Finanzarchitektur mit den Erfordernissen einer substanziellen Einbeziehung der besonders Betroffenen zu vereinbaren.
Referentinnen / Referenten:
Jan Kowalzig (Oxfam Deutschland, Berlin)
Wanun Permpibul (Thai Working Group for Climate Justice, Thailand)
Georg Krekeler (Misereor, Bolivien)
Liane Schalatek (Heinrich-Böll-Stiftung, Washington DC)
Manfred Konukiewitz (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
Moderation:
Sven Harmeling (Germanwatch, Bonn)
WS 8: Katastrophenvorsorge und Klimawandel
Katastrophenvorsorge ist international als wichtige Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung anerkannt. Sie zielt darauf ab, die Auswirkungen von extremem Wetterereignissen zu mindern, um besonders verletzbare und gefährdete Bevölkerungsgruppen und Strukturen zu schützen und ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Anpassung an den Klimawandel und Katastrophenvorsorge sind daher Bereiche, die über eine große Schnittmenge verfügen. Die Kenntnisse und Potenziale der Katastrophenvorsorge im Rahmen der Klimadiskussion müssen zukünftig noch stärker berücksichtigt werden. Dies ist vor allem notwendig, um den rasanten Anstieg von klimabedingten Katastrophenereignissen in den letzten Jahren zu bremsen. Bereits heute sind wetterbedingte Extremereignisse für mehr als 75 Prozent der Naturkatastrophen verantwortlich. Die jährlichen Schäden belaufen sich auf 80 Mrd. US-Dollar. Wie können die Politik und Ziele der Katastrophenvorsorge ihren Platz in den Ergebnissen der COP 15 finden?
Referentinnen / Referenten:
Karl-Otto Zentel (Deutsches Komitee für Katastrophenvorsorge, Bonn)
Gehendra Baradur Gurung (Practical Action, Nepal)
Koko Warner (United Nations University, Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit, Bonn)
Moderation:
Achim Schmitz-Forte (Westdeutscher Rundfunk)
Mehr Informationen rund ums Klima
- Cancún aktuell in der Rubrik "Klima & Energie"
- Blog: www.klima-der-gerechtigkeit.de
- In Cancún: Kontaktadressen und Veranstaltungen der Stiftung
- Pressemitteilung zu Cancún "Klima-Finanzhilfen ignorieren Menschen- und Umweltrechte"
- Regionale Arbeit zum Thema Klima in der Länderbüros
- Klima-Dossier zu den Verhandlungen in Kopenhagen