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"Fuelling Mistrust": Mittagsgespräch zur Ölförderung im Sudan

Lesedauer: 2 Minuten
Cover der aktuellen Studie von Global Witness.
© Global Witness

29. Dezember 2009
Von Toni Weis

Das Comprehensive Peace Agreement von 2005, das ein Ende des langen und blutigen Konflikts zwischen Nord- und Südsudan markierte, beruhte zu großen Teilen auf einer Einigung über die Verteilung der Öleinnahmen. Welche Gefahren in der momentanen Intransparenz des sudanesischen Ölsektors liegen, erörterte ein Mittagsgespräch der Heinrich-Böll-Stiftung  mit Gästen der britischen Organisation Global Witness und der Stiftung Wissenschaft und Politik am 26. Oktober.

Die Verwaltung der Öleinnahmen des Sudan, die in den letzten Jahren beträchtlich angewachsen sind, obliegt alleine der Regierung in Khartoum. Deren Zahlen, so Mike Davis, Projektleiter der neuen Global Witness-Studie „Fuelling Mistrust“, weichen jedoch teilweise drastisch von denen der vor Ort tätigen Förderfirmen ab. Da sich die Regierung im Süd-Sudan zu 98 Prozent aus den Öleinnahmen finanziert, verstärken diese Widersprüche das gegenseitige Misstrauen zwischen Nord und Süd.

Annette Weber, Sudan-Expertin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik und Kommentatorin des Gesprächs, betonte die Bedeutung dieser Thematik vor dem Hintergrund der ohnehin fragilen Beziehungen zwischen NCP und SPLM.

Eine breite Beteiligung am Mittagsgespräch durch Vertreter_innen von Bundestag, Ministerien, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen spiegelte das große Interesse an den Ergebnissen der Studie. Die Diskussionen im Anschluss waren dementsprechend lebendig und kontrovers: Während ein Teilnehmer die Methodik der Untersuchung grundsätzlich in Frage stellte, unterstrichen andere die Originalität und Brisanz der Studie. Weitgehend einig waren sich die Teilnehmer_innen der Gesprächsrunde dagegen über die Wichtigkeit einer erhöhten Transparenz der sudanesischen Ölgeschäfte. Schließlich stellt die Ölförderung nicht nur einen potenziellen Konfliktherd zwischen Nord und Süd dar, sondern auch eine mögliche Quelle für die Finanzierung von Wiederaufbau und wirtschaftlicher Entwicklung – eine Funktion, der sie momentan keineswegs gerecht wird.

Toni Weis ist Mitarbeiter im Afrika-Referat der Heinrich-Böll-Stiftung.