Societal Border Regimes and Social Differentiation
Von Prof. Dr. Gesa Lindemann
» Den vollständigen Beitrag können Sie sich hier herunterladen (pdf, 19 Seiten, 192 KB)
Zusammenfassung:
In diesem Aufsatz werden die verhältnismäßig kleine Tradition der Analyse der Grenzen der Sozialwelt und die große, weithin anerkannte Tradition der Theorie sozialer Differenzierung (insbesondere die Theorie funktionaler Differenzierung) miteinander ins Gespräch gebracht. Der Aufsatz untersucht, wie Grenzregime zwischen sozialen Personen und anderen Entitäten unterscheiden, und diskutiert die Frage eines immanenten Zusammenhangs zwischen dem Grenzregime einer Gesellschaft und der dominanten gesellschaftlichen Differenzierungsform, und zwar für die funktional differenzierte Gesellschaft und für stratifikatorisch differenzierte Gesellschaften. Für die funktional differenzierte
Gesellschaft zeigt sich, dass diese Differenzierungsform daran gebunden ist, dass nur lebendige Menschen soziale Personen sein können. Dieser Zusammenhang wird im Anschluss an Luhmanns These ausgearbeitet, wonach die Grundrechte als tragende Institution der funktional differenzierten Gesellschaft zu begreifen sind. Die Moderne basiert auf einem kognitiv-normativen Institutionenkomplex: auf den Menschenrechten einerseits und andererseits auf dem Menschen als Gattung, die aus prinzipiell gleichartigen Individuen besteht. Das Grenzregime stratifikatorisch differenzierter Gesellschaften kommt ohne solche kognitiv-normativ universellen Annahmen aus: Der Kreis möglicher Akteure wird situativ und fallbezogen begrenzt. Wenn der Institutionenkomplex Mensch-Menschenrechte als Bedingung der
funktional differenzierten Gesellschaft zu begreifen ist, stellt sich die Frage, welche Bedeutung den Exklusions- und Unterdrückungsexzessen zukommt, die die Bildung moderner demokratischer Staaten begleitet haben. Dieses Problem wird abschließend diskutiert.
Prof. Dr. Gesa Lindemann , Institut für Sozialwissenschaften, Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg
Dossier:
Vita: Prof. Dr. Gesa Lindemann
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Institut für Sozialwissenschaften
- 1985 Diplom in Soziologie
- 1993 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Bremen (summa cum laude)
- Januar 2001 Abschluss des Habilitationsverfahrens
- 27. Juni 2001 Verleihung der Privatdozentur
- SS 2002/WS 2002/03 Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München Vertretung der Professur für Soziologie
- 2003-2007 Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin: Wissenschaftlich verantwortliche Leitung des DFG-geförderten Forschungsprojekts “Bewusstsein und anthropologische Differenz. Eine vergleichende Untersuchung der „neurowissenschaftlichen Bewusstseinsforschung bei menschlichen Personen und Tieren”, in Kooperation mit Prof. Dr. Werner Rammert
- SS 2004 Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld, Vertretung der Professur für Allgemeine Soziologie und soziologische Theorie
- ab 1. Oktober 2004 Weiterführung des Forschungsprojekts “Bewusstsein und anthropologische Differenz. Eine vergleichende Untersuchung der neurowissenschaftlichen Bewusstseinsforschung bei menschlichen Personen und Tieren”
- Juni 2005 Visiting Professor: ESRC Centre for Genomics in Society, Exeter University, UK
- Sept. 2005 Visiting Professor at the Instituto de Medicina Social, State University of Rio de Janeiro (Brazil)
- seit 2006 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Helmuth Plessner Gesellschaft
- August 2006 Visiting Professor am “Swedish Collegium for Advanced Study” im Rahmen der Ernst Cassirer Summer School on “Life Politics” in Helsinki
- Juni 2007 Professorin für Soziologie, Institut für Soziologie an der Universität Oldenburg
- 2008/09 Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Zeitschrift „Ethik in der Medizin“
- WS 2009/10 Fellow am Zentrum für interdisziplinäre Forschung an der Universität Bielefeld im Rahmen der Forschungsgruppe „Herausforderungen für Menschenbild und Menschenwürde durch neue Entwicklungen der Medizintechnik“
Publikationen (Auswahl):
- Lindemann, Gesa (2009): Das Soziale von seinen Grenzen her denken. Weilerswist: Velbrück.
- Lindemann, Gesa (2009): Gesellschaftliche Grenzregime und soziale Differenzierung. In: Zeitschrift für Soziologie 38 (2): 94-112.
- Lindemann, Gesa (2006): Soziologie – Anthropologie und die Analyse gesellschaftlicher Grenzregime. In: Krüger, Hans-Peter; Lindemann, Gesa (Hg.) Philosophische Anthropologie im 21. Jahrhundert, S. 42-62, Berlin: Akademie.
- Lindemann, Gesa (2004):Menschenwürde und Lebendigkeit. In: Klein, Eckart; Menke, Christoph (Hg.) Menschenrechte und Bioethik, Schriften des MenschenRechtsZentrums, Band 21, S. 146-173, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag.
- Lindemann, Gesa (2003): Michel Foucault - Die Abnormalen. In: Frankfurter Rundschau vom 19.8.2003.