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Global Young Greens zu Gast in der Heinrich-Böll-Stiftung

13. August 2010
Von Mirja Brücker

Die Atmosphäre erinnert an Unistreik. Selbst gemalte Plakate, Stimmgemurmel, überall junge Leute. Teilnehmer/innen aus über 30 Ländern der Welt haben sich zum zweiten Kongress der Global Young Greens versammelt. Sie sind zwischen 18 und 35 Jahren alt und kommen aus Mexico, Brasilien, Nigeria, Weißrussland, Albanien, Nepal, Taiwan, Spanien, Japan, Australien, Deutschland, Pakistan und vielen anderen Ländern.

Franza Drechsel, 22, ist hauptverantwortlich für die Organisation und Koordination des Kongresses. Sie schätzt, dass insgesamt 80 bis 100 Leute anwesend sind. Wie viele Mitglieder die GYG weltweit haben, weiß sie allerdings nicht. „Eine Mitglieder-Liste gibt es nicht, wer mitmachen will, trägt sich einfach in unsere Mailingliste ein“. Mitglied in einer grünen Partei oder Jugendorganisation muss man dafür nicht sein. „Damit wollen wir ermöglichen, dass auch Menschen Teil des Netzwerks werden können, in deren Ländern Parteien verboten sind.  Deshalb können bei uns auch einzelne Personen Mitglied sein, genau wie NGOs oder Vereine“, erklärt Franza. Überhaupt sind die GYG eher ein globales Netzwerk als eine Organisation.

Die Forderungen der GYG sind im Wesentlichen die der grünen Parteien: den Umwelt- und Tierschutz fördern, sich für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen, die Gleichberechtigung der Geschlechter und natürlich die Demokratie vorantreiben. „Darüber hinaus wollen die GYG natürlich die Jugendpartizipation verbessern“ fügt Franza noch hinzu.

Workshops, Diskussionen und gegenseitiges Kennenlernen

Gegründet haben sich die Global Young Greens im Januar 2007 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Im Jahr darauf gab es am Rande des Treffens der Global Greens noch mal ein Treffen in Sao Paulo, das jedoch war kein eigener Kongress. Diesmal ist das anders. Und so dient der Kongress in Berlin, neben dem inhaltlichen Input und dem Klären von organisatorischen Fragen, vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Networking.

Auf dem Kongress-Programm stehen inhaltliche Workshops zu den Themen Gender, globaler Energiemarkt und Welthandel. Darüber hinaus können die Teilnehmer/innen in Training-Workshops ihre Fähigkeiten ausbauen. So gibt es beispielsweise ein Training zu Fundraising oder einen Workshop zum Online-Campaining. Darüber hinaus soll der Kongress über Anträge zu Kopenhagen und dem Prinzip der Nachhaltigkeit abstimmen. Auch ein neues „Steering Committee“ soll gewählt werden. Aus jeder der vier Weltregionen (Afrika, Amerika, Europa und Asien/Pazifik) wählt der Kongress jeweils vier Personen in das Steering Committee. Dieses Committee ist auch dafür zuständig, den nächsten Kongress zu organisieren und ein Büro aufzubauen, denn bisher gibt es keine ständige Einrichtung der GYG.

Draußen auf der Terrasse wird unterdessen das Essen vorbereitet. Rund 15-20 Helfer/innen sind für die Logistik zuständig. Sie bauen Informationsstände auf, räumen Stellwände umher und geben Essen aus. Überall sitzen Leute und unterhalten sich, laufen eilig durch die Gegend oder ordnen die Broschüren und Flyer auf ihrem Informationstand. Ein Mädchen aus Taiwan bietet mir ihre Karte an und fragt mich nach meinen Kontaktdaten.

Finanziert wird der Kongress über Beiträge der Teilnehmer/innen. Die Höhe ist unterschiedlich und hängt von der Herkunft ab. So zahlen Teilnehmer/innen aus dem Süden 30 Euro und aus dem Norden 180 Euro. Das hört sich fair an, doch es gab durchaus Meinungsverschiedenheiten. Denn für manche sind auch 30 Euro schon viel Geld. Andere kritisieren, dass überhaupt eine Teilnahmegebühr erhoben wird. Abstimmungen bei den GYGs sind nicht immer einfach, da das Konsensprinzip herrscht. „Wenn es allerdings gar nicht geht, wird auch schon mal mit Zwei-Drittel-Mehrheit entschieden“ räumt Franza ein.

Aus Afrika wären gerne noch mehr Leute gekommen, aber einige hatten Probleme ein Visum zu bekommen. „Die Botschaften befürchten, dass die Leute nicht wieder zurückgehen. Deshalb wollten sie irgendeinen Nachweis sehen – eine Heiratsurkunde zum Beispiel. Aber wir sind alle jung, wer von uns hat schon eine Heiratsurkunde?“ Dennoch sind viele Teilnehmer aus Afrika, Asien, Europa, Süd- und Mittelamerika angereist. Einzig aus den USA ist niemand anwesend.

„Zum Abschluss pflanzen wir am Freitag in Reinickendorf noch zehn Bäume“, sagt Franza. Sie hofft, dass es dem neu gewählten Steering Committee gelingt für 2012 den nächsten Kongress der GYG zu organisieren. Angesichts von Zeitverschiebungen und der Tatsache, dass nicht alle Mitglieder der GYG ständig über einen Internetanschluss verfügen, sicherlich keine ganz einfache Aufgabe.



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Mirja Brücker (geb. 1983 in Berlin) hat Politikwissenschaft und Friedens- und Konfliktforschung in Marburg und Potsdam studiert. Derzeit ist sie Assistentin in der Internetredaktion der Heinrich-Böll-Stiftung.

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