Seit dem Zweiten Weltkrieg folgte die Stadtplanung in den Industrieländern einem fatalen Modell: Arbeit, Einkaufen, Erholung und Wohnen wurden räumlich getrennt, für den Verkehr breite Schneisen gelegt. Das Ergebnis waren sterile Einkaufszentren auf der grünen Wiese oder monotone Hochhaussiedlungen an den Stadträndern. Die Innenstädte veröden nach Feierabend, nervtötende Staus wurden zur Normalität. Städte sind heute für drei Viertel des weltweiten Energieverbrauchs und vier Fünftel des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich.
Die Alternative sind lebenswerte Städte mit kurzen Wegen, vielfältigen öffentlichen Räumen und energieeffizienten Häusern. Eine breite Bewegung zur Rückeroberung der Städte durch ihre Bewohnerinnen und Bewohner hat bereits begonnen: Familien ziehen aus den Vorstädten zurück ins Zentrum, Straßen werden beruhigt, der öffentliche Nahverkehr und Fahrradwege ausgebaut.
Ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf Gebäude – und hier vor allem auf den Altbestand. Den größten Effekt für Energieeffizienz und Klimaschutz hat deshalb die energetische Sanierung – durch Wärmedämmung, neue Fenster und moderne Heizungen kann der CO2-Ausstoß von Altbauten um mehr als neunzig Prozent sinken. Doch die schwarz-gelbe Bundesregierung kürzt bestehende Förderprogramme drastisch. Dabei löst jeder öffentliche Euro in diesem Bereich private Folgeinvestitionen in Höhe des Fünf- bis Neunfachen aus. Das sorgt für Arbeitsplätze, vor allem im Handwerk.
Bunte Quartiere statt sozialer Abgrenzung
Bei der Sanierung von Altbauten ist ein fairer Ausgleich zwischen Bewohnern und Besitzern der Häuser vonnöten, der die Belastungen für Mieter begrenzt. Die soziale Mischung der Viertel muss zum Leitbild der Politik werden. Deshalb darf der Mieterschutz nicht beschnitten, müssen Baugemeinschaften gefördert und die Vielfalt in den Quartieren gesichert werden.
Eine Stadtplanung von oben nach unten und eine Verwaltung, die wusste, was angeblich gut für die Bürgerinnen und Bürger ist: diese Zeiten sind vorbei. "Recht auf Stadt" heißt nicht nur, in Städten zu bezahlbaren Preisen wohnen, leben und arbeiten zu können, sondern auch an Entscheidungen teilzuhaben. Immer mehr Bürger und Bürgerinnen haben sich in den letzten Jahren in die Kommunalpolitik eingemischt, Initiativen gegründet, Bürgerentscheide angestoßen. Die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 zeigt, dass Menschen heute nicht mehr hinnehmen, wenn über ihre Köpfe hinweg bestimmt wird. Green New Deal heißt deshalb auch: mehr Beteiligung und bürgerschaftliches Engagement.
Green New Deal - Die Zukunft beginnt jetzt!
Die Wirtschaft brummt wieder, aber die großen ökologischen und sozialen Fragen bleiben ungelöst: der Klimawandel, die Verknappung natürlicher Ressourcen, die zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Die Idee eines "Green New Deal" gibt eine Antwort auf diese Herausforderungen.Lesen Sie weitere Artikel aus unserer Broschüre "Green New Deal".