12. November 2011 - 8. Januar 2012
täglich 12-19 Uhr, Do-Sa 12-20 Uhr
Eröffnung: 11. November, 19 Uhr
Pressevorbesichtigung: Freitag, 11. November, 11 Uhr. Sie sind herzlich eingeladen.
In Lagos fasst die größte Pfingstkirche fünfmal mehr Gläubige als das weltgrößte Fußballstadion; am Rande der Megastadt entsteht eine eigene City of God. In Beirut übernehmen islamistische Einrichtungen den Wiederaufbau der kriegszerstörten Viertel und kontrollieren die Wohnungsversorgung. In Rio de Janeiro konvertieren Kinos zu Kirchen, in Mumbai werden öffentliche Räume zeitweise zur Bühne für religiöse Spektakel. Über Lautsprecher und Plakate, in Motorradkolonnen oder Prozessionen, durch eigene Fernsehsender oder auf Friedhöfen – religiöse Gemeinschaften demonstrieren ihre Präsenz und besetzen urbane Räume.
Neue religiöse Bewegungen spielen in den Städten eine immer wichtigere Rolle. Sie verändern die urbane Topographie, sie treten als wirtschaftliche wie auch als politische Akteure auf und ersetzen nicht selten die Rolle des Staates – quer durch alle Weltregionen und Religionen.
Zugleich werden die städtischen Kulturen durchdrungen von neuen religiösen Praktiken wie etwa Islamic Hip-Hop oder christlichen Nollywood-Filmen.
Gilles Aubry (CH), Sabine Bitter / Helmut Weber (AT), Lía Dansker (AR), Aryo Danusiri (ID), Katja Eydel (D), Frida Hartz (MX), Magdalena Kallenberger / Dorothea Nold (D), Verónica Mastrosimone (AR), Rika Collective (KE), Sandra Schäfer (D), Surabhi Sharma (IN), Sevgi Ortaç (TR), Jens Wenkel / Lagos Film Workshop (NG), Paola Yacoub (LB)
Die internationale Kunstausstellung the Urban Cultures of Global Prayers ermöglicht einen differenzierten Blick auf die Zusammenhänge zwischen urbaner Entwicklung und sakralen Praktiken, zwischen den Versprechen spiritueller Erlösung und sozialer Befreiung. Jenseits ideologischer Debatten um das „Wiedererstarken der Religionen“ wird in den Arbeiten von Künstler_innen aus zwölf Ländern deutlich, dass große Städte immer auch Orte religiöser Innovation sind. Die Schau thematisiert vor allem die kulturellen und städtischen Praktiken der weltweit agierenden, neuen religiösen Bewegungen. Erfahrbar werden urbane Settings, Strategien und Sinnproduktionen religiöser Akteure und Gemeinschaften in Metropolen des Globalen Südens wie Lagos, Mumbai oder Rio de Janeiro – aber auch in Istanbul und Berlin.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf visuellen und medialen Formaten der Fotografie, Videoinstallation und des Soundscape.
Die Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst findet im Rahmen des von metroZones initiierten transdisziplinären Kultur- und Forschungsprojekts Global Prayers – Erlösung und Befreiung in der Stadt statt. In enger Zusammenarbeit künstlerisch und wissenschaftlich Forschender lotet Global Prayers aus, wie die neuen Politiken, Ökonomien und Kulturen des Glaubens im städtischen Raum funktionieren, welche Bilder und Klänge, Räume und Praktiken das Religiöse im Zeichen der Globalisierung hervorbringt. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, wie Religion städtische Räume produziert und verändert, aber auch wie das Städtische neue Religiositäten schafft. Erkundet werden Themen wie das Verhältnis zwischen neuen urbanen Religionsgemeinschaften, Stadtplanung und Staatlichkeit, Selbstorganisation, Medialität, Alltagskultur und die Lokalisierung transnational agierender Akteure. Darin verbinden sich wissenschaftliche, ethnographische und audiovisuelle Forschungen mit hierfür neu entwickelten dokumentarischen und künstlerischen Arbeiten.
Komplementär zum Format der Ausstellung werden in Berlin im Haus der Kulturen der Welt die viertägigen Thementage Global Prayers veranstaltet (23. bis 26. Februar 2012), in dem die diskursiven (Symposien) und performativen Aspekte (Konzerte, Aufführungen, Filme) des Projekts im Vordergrund stehen. In regelmäßigen Saloons wird zudem über “Politiken” des Wissens diskutiert.
Global Prayers wird durch eine Serie von Publikationen begleitet. Bereits veröffentlicht ist der Band Urban Prayers – Neue religiöse Bewegungen in der globalen Stadt (metroZones, Verlag Assoziation A, Berlin/Hamburg 2011). Zur Ausstellungseröffnung am 11. November wird ein zweisprachiger Ausstellungsführer erscheinen. In Vorbereitung befindet sich eine englischsprachige Publikation zum Themenfeld der künstlerischen Forschung (metroZones, Berlin 2012). Ende 2012 soll zudem ein umfangreicher Dokumentationsband mit den Ergebnissen des Gesamtprojektes erscheinen.
Das transdisziplinäre Kultur- und Forschungsprojekt Global Prayers – Erlösung und Befreiung in der Stadt wird von 2009 bis voraussichtlich 2014 von metroZones gemeinsam mit dem Haus der Kulturen der Welt (Berlin) und der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) am Forum Transregionale Studien durchführt. Entscheidende Start- und Projektförderungen stellten die Heinrich-Böll-Stiftung Berlin und die lokalen Büros in Beirut, Buenos Aires, Istanbul, Lagos, Mexiko und Rio de Janeiro sowie die Goethe-Institute in Lagos, Kano und Nairobi bereit.
Kooperationspartner der Ausstellung the Urban Cultures of Global Prayers ist Camera Austria – im Anschluss an die Präsentation in der NGBK wird die Ausstellung in Graz zu sehen sein (27. Januar bis 31. März 2012). metroZones – Zentrum für städtische Angelegenheiten wurde 2007 als unabhängiger Verein gegründet, um an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Politik verschiedene Ansätze der Forschung, Wissensproduktion, Kulturpraxen und politischen Interventionen zu kombinieren und öffentlich zu thematisieren. Dabei setzt metroZones auf internationale, interdisziplinäre und institutionelle Kooperationen.
metroZones | Arbeitsgruppe the Urban Cultures of Global Prayers: Jochen Becker, Christian Hanussek, Anne Huffschmid, Nadine Jäger, Stephan Lanz, Oliver Pohlisch, Katja Reichard, Kathrin Wildner
Szenografie: ifau - institut für angewandte urbanistik
Grafik: image-shift - büro für gestaltung
www.globalprayers.info | www.metroZones.info | www.ngbk.de
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Benita Piechaczek, NGBK, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, 030 – 616 513 -13, presse@ngbk.de