Die Welt hat versichert, dass sie Afghanistan nach 2014 weiterhin unterstützen wird. Sie wird so lange ihre Hilfe anbieten, bis Afghanistan Stabilität, Frieden, Wohlstand und eine stabile Wirtschaft erreicht hat. Das Hilfsangebot ist jedoch auch an Forderungen der internationalen Gemeinschaft geknüpft, dass Afghanistan ernsthafte Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption einführt, gute Regierungsführung umsetzt und Zukunftschancen für sein Volk schafft. Außerdem wird von der afghanischen Führung erwartet, dass sie einen politischen Prozess ermöglicht, der die Teilhabe aller ethnischen Gruppen im Land gewährleistet.
Dies war die klar formulierte Nachricht der internationalen Geberländer an die afghanische Administration auf der Bonner Afghanistankonferenz am 5. Dezember. Mittlerweile haben regionale Akteure weitere Forderungen verlauten lassen: Afghanistan kann seine Zukunft nicht ausschließlich auf die internationale Hilfe bauen und die Möglichkeiten der regionalen Kooperation müssen ausgeschöpft werden.
Pakistan hat die Konferenz boykottiert, indessen wiederholte der Iran seine Haltung zur Präsenz der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan. Er beschuldigte die westlichen Staaten, durch ihre Gegenwart Gewalt und Terrorismus im Land zu schüren. China knüpfte an die Bedenken der Regionalmächte an und plädierte für die Nutzung und den Ausbau der vorhandenen Strukturen der regionalen Kooperation. Russland äußerte sich skeptisch zum Versöhnungsprozess mit den Taliban und verlangte, dass es hierfür einen strategischen Meilensteinplan geben sollte.
Obwohl die Bonn Konferenz vorbei ist und die westlichen Länder, unter anderem die USA, ihr Langzeitengagement in Afghanistan erneut beteuert haben, fehlt eine konkrete Orientierung darüber, wie die Unterstützung genau aussehen soll. Was aus den Worten der Außenministerin Hillary Clinton klar hervorgegangen ist, ist dass die USA nicht dazu bereit sind, die Verpflichtungen über 2014 hinaus alleine zu erfüllen. Sie betonte, dass alle beteiligten Länder eine Verantwortung gegenüber Afghanistan zu tragen hätten und in diesem Sinne ihren Aufgaben nachkommen müssten. Diese Aussagen kommen zu einer Zeit, in der offizielle Zahlen belegen, dass ein Defizit im Budget Afghanistans noch lange bestehen wird, das ohne Hilfsgelder aus dem Ausland nicht zu bewältigen sein wird. Bis 2014 wird das Defizit bei rund 11 Millionen US Dollar liegen, wovon sechs Millionen für Militärausgaben bestimmt sind und die restlichen fünf für den Privatsektor und Entwicklungsmaßnahmen vorgesehen sind.
Bis der Abzug der Truppen vollzogen ist, werden womöglich die USA einen Großteil des Abbaus des Finanzierungsdefizits übernehmen während der Rest wohl von den alliierten Staaten getragen werden wird. Bisher gibt es jedoch noch keinen definierten Rahmenplan für internationale Hilfsgelder an Afghanistan nach 2014 und keines der auf der Konferenz vertretenen Länder hat sich zu diesem Thema geäußert.
Andererseits kann das Fehlen eines generellen Konsenses der internationalen Gemeinschaft hinsichtlich der Zukunft Afghanistans als Aufruf an die regionalen Kräfte gesehen werden, sich stärker an der politischen Stabilisierung Afghanistans zu beteiligen.
Angeblich wollen alle beteiligten Länder Frieden, Stabilität und Entwicklung für Afghanistan und sehen dies als Schlüssel für regionale Stabilität. Trotzdem können die meisten Länder keinen konkreten Plan für die Entwicklung Afghanistans vorlegen. Wenn die einzelnen Länder weiterhin nur ihre eigenen Interessen vertreten, könnte das auf Dauer die Instabilität erhöhen und den Konflikt verlängern. Dass regionale und globale Kräfte ihr Engagement versprechen, bedeutet daher nicht notwendigerweise, dass sich die Lage in Afghanistan positiv entwickeln wird. Die Afghanen müssen einen Weg finden, um die Entwicklungen in ihrem Land in die richtigen Bahnen zu lenken – sowohl in kultureller, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht – auch wenn Afghanistan nach dem Abzug der Truppen 2014 vor großen innenpolitischen Herausforderungen stehen wird. Sie sollten sich von diesen Herausforderungen auch nicht entmutigen lassen, sondern sich um die Entwicklung ihres Landes bemühen. Leider haben die Erfahrungen der letzten zehn Jahre sowie die Fähigkeiten und Ansätze der jetzigen afghanischen Regierung eine Mentalität befördert, die davon ausgeht, dass sich das Land auch nach 2014 nicht im besten Interesse der afghanischen Bevölkerung entwickeln wird.
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Die Bonner Konferenz zu Afghanistan und zukünftige Hürden für Afghanistan
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