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1927 – 1930: Josiah Tshangana Gumede

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Josiah Tshangana Gumede (1870–1947). Die Bildrechte liegen beim ANC. 

28. März 2012
Auch Josiah Gumede, der vierte ANC-Präsident, gehört 1912 zu den Gründungsvätern der Organisation. 1927 gewählt, führt er einen kurzen Linksruck des ANC herbei, betont Massenaktionen als Protestwaffe und wird 1930 aus Angst vor zu großer Nähe zum Kommunismus abgewählt.

1870 in einer Zulu-Familie geboren, geht er in Grahamstown im Eastern Cape zur Schule und wird dort auch zum Lehrer ausgebildet. In Somerset East unterrichtet er einige Jahre, dann zieht er nach Natal, arbeitet dort ebenfalls als Lehrer, bis er Berater von Zulu-Häuptlingen in Natal und im Orange Free State wird. 1906 klagt er in der Orange River Colony für Basotho-Häuptlinge Landrechte ein und reist mit einer Stammesdelegation nach Großbritannien, um dort deren Rechte vorzutragen und um Entschädigung zu verhandeln.

Mit John Dube und anderen gründet Gumede 1900 den „Natal Natives’ Congress“ (NCC), ist dort eine Zeitlang Vize-Präsident und Generalsekretär. 1912 hebt er den „South African Native National Congress“ (SANNC) mit aus der Taufe und sitzt im Exekutiv-Komitee der neuen Organisation. Als Delegationsmitglied versucht er 1919 vergeblich, die afrikanischen Interessen bei den Friedensverhandlungen in Versailles zu Gehör zu bringen.

1927 wird zu einem entscheidenden Jahr in Josiah Gumedes Leben. Als ANC-Vertreter nimmt er im Februar in Brüssel an der ersten internationalen Konferenz der „League Against Imperialism“ teil und trifft dort überwiegend Kommunisten. Gumede reist über Berlin nach Moskau weiter, vergleicht die Lage der Menschen dort mit der in seiner Heimat und kehrt bekehrt zurück: „Ich habe die Welt unserer Zukunft gesehen - dort, wo sie bereits begonnen hat. Ich bin im neuen Jerusalem gewesen.“

Wenig später ist die Jahres-Konferenz des ANC. „Ich bin froh zu sagen, dass es in Südafrika Kommunisten gibt“, erklärt Gumede. „Ich selbst bin keiner, aber meine Erfahrung sagt mir, dass die Kommunistische Partei die einzige Partei ist, die hinter uns steht“. Die Konservativen im Nationalen Exekutiv-Komitee des ANC und in der „Convention of Bantu Chiefs“ hören diese Botschaft im April 1927 nicht gern, aber Gumede gelingt es, eine für die Jahres-Konferenz des ANC geplante Resolution, die Verbindungen zwischen Kommunistischer Partei und ANC ablehnt, zu kippen. Im Juli wird der umstrittene Gumede zum neuen ANC-Präsidenten gewählt, der Kommunist E. J. Khaile wird sein Generalsekretär.

Gumede wird 1929 Vorsitzender der „League Against Imperialism“ in Südafrika und Präsident der im selben Jahr ebenfalls von den Kommunisten gegründeten „League of African Rights“. Im ANC macht er sich für eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten stark (obwohl er selbst zu der Partei Abstand hält) und fährt einen konfrontativeren Kurs gegen die Regierung.

Nach drei Jahren Streit, Konflikt und Stillstand im ANC ist der Widerstand gegen Gumede zu groß geworden; im April 1930 wird er abgewählt - und als Anerkennung seiner früheren Verdienste um den ANC zum lebenslangen Ehrenpräsidenten ernannt.

Bis ins hohe Alter hinein bleibt Josiah Tshangana Gumede politisch aktiv; er stirbt 1947 mit 77 Jahren.

Quelle: www.anc.org.za
 

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