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Kollektive Strategien in den Feldern der Produktion der Bildenden Künste. Fallstudien in Frankreich und in Deutschland

Séverine Marguin, Universität Lüneburg

Kollektive Strukturen haben eine lange Vergangenheit, die verschiedene Formalisierungs- und Institutionalisierungsgrade aufweisen: bereits die Handwerkszünfte seit dem Mittelalter, die Künstlergesellschaften (Bouillon, 1986) seit dem Ende des 19. Jahrhundertes, die avantgardistischen Gruppen seit dem Anfang des 20. Jahrhundertes (White, 1967) oder die Künstlergewerkschaften seit den Siebziger Jahren (Schnell, 2009) basieren auf kollektiven Mechanismen. Gegenwärtig kann man insbesondere die Renaissance von Genossenschaftsmodellen beobachten: so sind etwa in Frankreich in den letzten Jahren bereits mehrere erfolgreiche Künstlergenossenschaft entstanden, die ein vielversprechendes Modell zur Sicherung der beruflichen Existenz durch kollektives Handeln darstellen.

Die Untersuchung ist als qualitative Forschungs angelegt. Die empirische Erforschung des Feldes, folgt einem ethnographischen Ansatz. Gegenstand der Beobachtung sind die Felder der Produktion im Bereich der Bildenden Kunst in Frankreich und Deutschland. Hierzu zählen nicht nur die bildenden Künstler selbst, sondern im weiteren Sinne der gesamte Kunstbetrieb, also alle die Schöpfung, Produktion und Distribution von visuell oder haptisch erfahrbaren Kunstwerken einschliessenden Prozesse (Becker, 1988). Ziel der Arbeit ist ein Vergleich kollektiver Aktionsstrategien in den französischen und deutschen Feldern der Produktion im Feld der Bildenden Künste. Dabei bilden Paris und Berlin den Mittelpunkt der Untersuchung. Zusätzlich werden die Kulturszenen je zweier weiterer Großstädte fragmentarisch untersucht, um einen Gesamteindruck der nationalen Entwicklungen gewährleisten zu können.

Der Hauptteil der Empirie bildet als Fallstudie eine detaillierte Untersuchung jeweils einer kollektiven Strukture in Berlin und in Paris. Hier werden narrative Interviews mit den jeweiligen Protagonisten durchgeführt, um eine detaillierte Erfassung der Lebens- und Arbeitsumgebungen von den Akteuren zu erheben. Dadurch werden institutionelle, organisationelle und biographische Dimensionen betrachtet, um eine Übersicht über Ressourcen, Zwänge, Möglichkeiten und Opportunitäten darstellen zu können. Dazu werden Gruppendiskussion im Rahmen des Kollektives durchgeführt. Teilnehmende Beobachtung ergänzt die Fallstudieuntersuchung. Außerdem werden weitere narrative Interviews mit Künstlern und Kulturarbeitern durchgeführt, die in anderen Kollektiven im deutschen und französischen Kunstfeld involviert sind, um weitere Einblicke zu bekommen.