In der Nacht zum 21. Februar verstarb Tissy Bruns. Sie war über viele Jahre hinweg eine markante Stimme des bundesdeutschen Journalismus. Wir haben sie auch als Moderatorin und Diskussionsteilnehmerin auf vielen Veranstaltungen der Heinrich-Böll-Stiftung sehr geschätzt: ihren scharfen Verstand, ihre Verbindlichkeit, ihren Wortwitz und ihre gelassene Freundlichkeit. Sie wird uns fehlen.
Ralf Fücks, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung
Nachruf auf Tissy Bruns
Tissy Bruns war eine besondere Frau.
Sie hatte einen glasklaren Verstand und konnte damit jede Debatte bereichern. Auch weil sie geradezu eine diebische Freude daran hatte, sich im Diskurs zu messen. Wobei sie eher mit dem Florett focht als mit dem Säbel.
Sie vereinbarte Streitbarkeit mit hoher Achtung vor dem Gesprächspartner, denn sie war eine echte Demokratin. Ihr Wissen um die Möglichkeit des Irrtums war auch Ergebnis ihrer Biografie. Sie hatte sich selbst grundlegend geirrt, als jahrelange Aktivistin zunächst im MSB-Spartakus und dann in der DKP. Eine ehrliche, offene, selbstkritische Auseinandersetzung über Jahre folgte: Warum konnten wir uns, warum konnte ich mich so verlaufen? Sie ist nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen. Eine ihrer Lehren war, dass auch ein scharfer Verstand nicht vor Irrtümern schützt. Dieser Restzweifel an der eigenen Position hat sie - bei aller intellektuellen Schärfe - zu einer den Menschen zugewandten Demokratin werden lassen. Sie tat ihre Gesprächspartner nicht ab, sondern setzte sich mit ihnen auseinander.
Tissy Bruns Wirken als Journalistin und öffentliche Intellektuelle beruhte auf einem tief verankertem Wertesystem Sie war kein Fähnchen im Wind, sondern hatte klare Vorstellungen davon, was Menschlichkeit und Demokratie bedeuten und was die Sorge für die Zukunft verlangt. Die Familie lag ihr dabei besonders am Herzen. Kinder brauchen Geborgenheit, Rückenstärkung und Bildung. Menschen müssen sich aufeinander verlassen können. Es geht immer auch darum, Verantwortung zu übernehmen. Man läuft nicht gleich weg, wenn es mal schwierig wird. Und natürlich auch: Politiker/innen und Journalist/innen haben eine eigene Berufsehre, ein eigenes Ethos: Sie sollten der Gesellschaft verpflichtet sein, nicht nur ihrer Karriere. Journalisten haben zu informieren und zu kritisieren, Politiker haben zu gestalten. Sie war in diesen Dingen auf wunderbare Art altmodisch. Und: Sie hat das auch gelebt.
Tissy Bruns war nicht nur eine besondere Frau, sie war ein Vorbild für viele.
Michaele Hustedt ist Mitglied der MV der Heinrich-Böll-Stiftung.