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Danyela Demir, Universität Augsburg

Post-Apartheid Melancholia in Contemporary South African Novels

Die zentrale These dieses Projekts ist, dass sich in vielen Erzählungen der südafrikanischen Post-Apartheid-Literatur als Zeichen einer Nichtverarbeitung der grausamen Vergangenheit des Landes das Thema der Melancholie wiederfindet, welches sich auf verschiedene Weisen manifestiert und auf zwei Ebenen (nämlich der kollektiven Ebene einerseits und der individuellen Ebene andererseits) feststellen lässt. Sigmund Freud zufolge ist Melancholie, im Gegensatz zur Trauer, die für einen seelischen Heilungsprozess nach dem Verlust eines geliebten Menschen, oder auch eines Ideals, wie etwa des Vaterlands, geradezu notwendig erscheint, ein pathologisches Phänomen.

Dieser Unterschied zwischen einer gesunden und notwendigen Trauerverarbeitung und einer pathologischen Melancholie, in der es unmöglich erscheint die Vergangenheit zu bewältigen und gleichzeitig bewusst, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene trauern zu können, ist es, der sich häufig gerade auf thematischer Ebene innerhalb der südafrikanischen Literatur nach 1994 widerspiegelt. In dem vorliegenden Projekt soll zwar Freuds Melancholiebegriff zunächst als Basis verwendet werden, allerdings wird es unumgänglich sein seinen Melancholiediskurs, in dem das Thema race keinen Platz findet, um den Begriff der racial melancholia von Anne Anlin Cheng und denjenigen der postcolonial melancholia von Paul Gilroy zu erweitern.

Eines der Ziele des Projekts soll es sein, die Begriffe der racial und postcolonial Melancholia für den südafrikanischen Kontext zu operationalisieren. Außerdem sollen Texte von verschiedenen Autoren analysiert werden um den Umgang mit der Apartheid aus Sicht der verschiedenen Volksgruppen Südafrikas wie er in der Literatur widergespiegelt wird, zu ergründen. Dabei soll nicht nur eine Analyse auf thematischer Ebene vorgenommen werden, vielmehr soll festgestellt werden, in welcher Form die Thematik der Melancholie sich auf formaler Ebene in den Texten auswirkt. Hierbei soll nicht nur die fragmentarische Schreibweise einiger Texte eine Rolle spielen, sondern auch die Frage gestellt werden, ob sich Melancholie etwa im Bereich der Symbolik niederschlägt.