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Eva-Maria Bub, Johann Wolfgang Goethe-Universität - Frankfurt/Main

"Falls ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt". Emotionale Ambivalenzen und ihre subjektive Wahrnehmung im Kontext der modernen Gegenwartsgesellschaft.

Dass Emotionen konzeptionalisiert als „verleiblichte Positionierungen“, den Subjekten eine wichtige Orientierungshilfe in jeglichen Situationen des Alltags bieten, gilt mittlerweile als common sense innerhalb der soziologischen Emotionsforschung. Was allerdings, wenn unser Bauchgefühl uns im Stich lässt, da es nicht klar eingeordnet oder expliziert werden kann? Wenn widersprüchliche Emotionen Zweifel nähren, uns an Entscheidungen hadern lassen oder gar Entscheidungen verunmöglichen? Die hieraus resultierenden Unsicherheiten und sich daran womöglich anschließenden Handlungsprobleme sind Gegenstand meines Dissertationsvorhabens „Falls ihr mich sucht, ihr findet mich im Zwiespalt. Emotionale Ambivalenzen und ihre subjektive Wahrnehmung im Kontext der modernen Gegenwartsgesellschaft“ (Arbeitstitel).

Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Analyse von Zwiespälten zwischen mindestens zwei koexistierenden antagonistischen Gefühlen. Hierbei handelt es sich um eine emotionssoziologische Grundlagenforschung, da Emotionen bislang eher in ihren Reinformen untersucht wurden statt in der ihnen so eigenen Launenhaftigkeit und Widersprüchlichkeit. Neben einer zunächst phänomenologischen Betrachtung der emotionalen Ambivalenzen werden jene Zwiespälte auch als kultursoziologisches Phänomen konzepiert und analysiert, woran sich die Frage anschließt: Welche sozialen und kulturellen Bedingungen basieren also auf emotionalen Ambivalenzerfahrungen? Und vice versa: Was sagen emotionale Ambivalenzerfahrungen über die moderne Gegenwartskultur aus? Aktuelle zeitdiagnostische Theorien und Debatten dienen bei der Beantwortung dieser Fragen als wichtige sensibilisierende Konzepte.

Methodisch wurde sich für einen qualitativ-interpretativen Zugang entschieden und die Daten zu emotionalen Ambivalenzerfahrungen mittels biographisch-narrativer Interviews gewonnen.

Meine Arbeit soll damit einen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Ergründung von Emotionen leisten und mit der Analyse von emotionalen Ambivalenzen das Augenmerk auf eine weitere Spielart unserer Gefühle legen.