Erneuerbare Energie als Transformationsmotor
Die aktuellen politischen Bewegungen in der arabischen Welt weisen die Kraft und Dynamik des Transformationsprozesses auf. Für den Übergang zur Demokratie lassen sich aus diesen Umbrüchen zeigen, dass unhaltbare Zustände auf dramatische Weise kollabieren können.
Ein globaler Wandel in Richtung neuer Werte hin zur Nachhaltigkeit, sowie ein absehbarer Zusammenbruch der Energiediktatoren (Öl und Gas) ist vorauszusehen. Deshalb ist die Nachhaltigkeit unserer lebendigen Erde gefährdet, Da das Weltwirtschaftsmodell momentan auf fossiler Energieschöpfung basiert. Eine Transformation zu einem umweltverträglichen, aber auch sozialverträglichen Energiesystem ist daher dringlicher als je zuvor. Die Wende zu einer komplett nachhaltigen Energieversorgung ist zur zentralen Herausforderung für die industrialisierte Welt geworden. Währenddessen zeigen die jüngsten politischen Bewegungen weltweit die Wichtigkeit des neuen/alten wichtigsten Stakeholders: des Bürgers. Das Einbinden der Bürger in den Gestaltungsprozess der Energiewende muss als zentraler Erfolgsfaktor betrachtet werden.
In den letzten Jahren wurde viel über saubere Energie aus der arabischen Wüste diskutiert, Konzepte wurden entworfen und komplexe technische Fragen erforscht. Jedoch gibt es bisher wenige Diskussion über die wachsende Rolle der Zivilgesellschaft in der Region des Mittleren Ostens und Nord-Afrikas (MENA), insbesondere nach dem „Arabischen Frühling“. Diese unerwartete Bewegung bringt wichtige Chancen zur Stabilisierung zukünftiger Investitionen mit sich. Dafür müssen jedoch Modelle zur Beteiligung der Bürger (Zivilgesellschaft) in solchen geplanten Projekten erforscht werden.
Bereits im Jahr 1977 diskutierte Prof. Peter C. Dienel die neue Vision eines Beratungs- und Partizipationsverfahrens, welche eine demokratische Teilhabe der Bürger an verschiedenen Planungs- und Entscheidungsprozessen ermöglicht.
Aktuell werden Bürgerkonferenzen zu verschiedenen Themen organisiert, wie z.B. die World Wide View Initiative, die im Jahr 2009 den ersten Klimagipfel der Weltbürger ermöglicht hat. In 38 Ländern (u. a. in Ägypten) wurden am 26.09.2009 Empfehlungen für die 15. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (Dezember 2009, Kopenhagen) erarbeitet. Auch WBGU diskutiert den neuen Gesellschaftsvertrag und seinen Zusammenhang mit dem Ausbau erneuerbarer Energien (Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation – 2011).
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, neue Rahmenbedingungen zu finden, die alle wichtigen Faktoren und Stakeholder bei der Planung von Projekten für saubere Energie miteinbeziehen. Diese Rahmenbedingungen sollen die Nachhaltigkeit der Projekte absichern und ein stabiles Investitionsklima in der MENA-Region ermöglichen.
Diese Arbeit versucht eine aktuelle Frage zu beantworten: Wie können Projekte zur Gewinnung erneuerbarer Energien nachhaltig, demokratie- und entwicklungsfördernd gestaltet werden?
Angesichts der jüngsten politischen Bewegung in der MENA-Region wird es immer wichtiger, eine mögliche Implementierung solcher bereits in Europa ausgeübten Beteiligungsformen und -foren zu erforschen. Die geplanten Projekte für saubere Energie müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen und die neuen Herausforderungen und Innovationen der Demokratie in Anspruch nehmen.
Meine Forschung soll anhand eines politischen Modells, die nachhaltige Gestaltung eines Projektes erneuerbarer Energien in der MENA-Region erforschen. Das Modell wird die Besonderheiten zur Ausübung von bereits in Europa erprobten Konzepten erforschen, in denen die Bürger und die Zivilgesellschaft als wichtiger Stakeholder in der MENA-Region akzeptiert werden.
Ein solches Vorhaben lebt nicht von einem einzelnen politischen Instrument, sondern von einem sinnvollen Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen. Diese Forschung soll dieses Zusammenspiel zeigen und analysieren, ob die Art dieses Zusammenspiels möglich sein kann. Konkret ist vorgesehen (1) das übliche politische Instrumentarium aufzuzeigen und zu analysieren, wie verschiedene Maßnahmen in ihrem jeweiligen Kontext wirken, (2) einen theoretischen Modellrahmen zu entwickeln der die Wirkungsweise erklärt und zugrundeliegende Interdependenzen aufzeigt und (3) im Rahmen des so erarbeiteten Modells zu erklären wie bestehende Maßnahmen komplementiert werden können.