Sind wir noch zu retten? Reflexionen der Umweltdebatte im deutschsprachigen Science Fiction Roman des 20. und 21. Jahrhunderts
Insbesondere das Genre Science Fiction soll im Fokus der Untersuchung stehen. Durch seine hohe Popularität erreicht es eine große Zahl von Menschen und übt so einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die LeserInnen aus. Ein im Kontext der Umweltkrise neu entstandenes Genre, der Öko-Thriller, vereint in sich Elemente des Science-Fiction Romans und des Thrillers und erlebte gerade in den letzten Jahren große Erfolge (z.B. Frank Schätzing: Der Schwarm (2004))
Am Beispiel von fünf ausgewählten deutschen Öko-Thrillern, erschienen von 2004 bis 2011, soll herausgearbeitet werden, welche Stellung dieses Genre zu Umweltproblemen und zur gesellschaftspolitischen Umweltdebatte einnimmt. Ziel der Untersuchung ist es, herauszustellen, wie der Öko-Thriller die zentralen Aspekte der gesellschaftspolitischen Umweltdebatte und die gegenwärtigen, drängenden Umweltprobleme aufnimmt und diese verarbeitet.
Seit Jahren wird die Frage nach der Verantwortung der Literaturwissenschaft bezüglich aktueller gesellschaftlicher Probleme in der Forschung gestellt und mit unterschiedlichen Ansätzen zu beantworten versucht. Gerade bezüglich der seit langem in der öffentlichen Wahrnehmung präsenten Umweltprobleme wurde diese Frage insbesondere in den USA bereits in den 1970er Jahren aufgegriffen. Unter dem Begriff 'Ecocriticism' entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten ein Forschungsgebiet, das sich mit der Verarbeitung und Repräsentation von Umweltproblemen in der Literatur befasst und diesbezüglich auch die Rolle der Literaturwissenschaft näher bestimmt. Seit den späten 1990ern bildet sich auch in der deutschsprachigen Forschung, beeinflusst von den Entwicklungen in den USA, unter den Schlagworten ‚Ökologie und Literatur’ (z.B. Goodbody 1998) oder ‚Ökokritik’ (Heise 2004) eine neue Forschungsrichtung heraus.
Ich möchte meine Arbeit in diesen noch jungen Forschungszweig einbringen, weil ich der Meinung bin, dass Literatur und Literaturwissenschaften ein großes Potenzial bei der der Entwicklung von Lösungsansätzen bereit halten. Denn Umweltprobleme haben immer auch eine symbolisch-kulturelle Seite, Naturkatastrophen sind stets als ‚Kulturkatastrophen’ (Clausen/Dombrowsky 1983) zu betrachten und fordern damit zur sozialen, kognitiven und ästhetischen Bewältigung heraus.