Christian Schramm, Ruhr-Universität Bochum

Lesedauer: 12 Minuten

Die Bedeutung und Wirkung transnationaler Ressourcenmobilität auf lokale soziale Ungleichheitsstrukturen in der Ankunfts- und Herkunftsgesellschaft

Eine biografische Studie zur Bedeutung der Krise (2007-2014) in Bilbao/Spanien für das Migrationsprojekt ecuadorianischer MigrantInnen und für deren Familienmitglieder in Ecuador

Migration ist ein selektiver Prozess, der für MigrantInnen und deren Familien einerseits neue Möglichkeiten schafft, andererseits aber auch Ungleichheiten generiert bzw. reproduziert. Eine komplexe Hierarchie von Staaten und Staatsangehörigkeiten verbindet dabei die Herkunfts- und Ankunftsgesellschaft (Wallerstein 1986, Castles 2003) und bedingt die soziale Positionierung und damit die Lebenschancen von Migranten, ihren Familien und den Gemeinschaften zu denen sie sich zugehörig fühlen. Unter diesen Bedingungen existieren transnationale Formen der Vergesellschaftung (Pries 2010), in deren Kontext soziale, kulturelle und ökonomische Ressourcen von der Herkunftsgesellschadt in die Ankunftsgesellschaft(en) und vice versa transferiert werden. Dieser transnationale Ressourcenfluss verbindet die involvierten Lokalitäten und beeinflusst so auch die lokalen sozialen Ungleichheitsstrukturen.

In dieser Studie untersuche ich die Lebenswelten von MigrantInnen und deren Familien in zwei konkreten Lokalitäten in Spanien und Ecuador. Während Ecuador Ende der 1990er Jahre eine schwere ökonomische und politische Krise durchlief und sich danach nur langsam stabilisierte, erfuhr Spanien im gleichen Zeitraum bis 2007/2008 einen wirtschaftlichen Boom. Mit der Krise in Ecuador ging eine immense Emigrationsbewegung einher, die sich vor allem in Richtung Europa und speziell Spanien orientierte. Rund die Hälfte der Menschen, die das Land verließen waren Frauen (UNFPA-FLACSO 2008). Heute ist die Situation umgekehrt. Ecuador befindet sich in einer Phase des ökonomischen Wachstums und der politischen Stabilität und Spanien durchläuft seit nunmehr fast 7 Jahren eine tiefe Wirtschaftskrise, die besonders unter der eingewanderten Bevölkerung immens viele Arbeitsplätze vernichtet hat.

Ich nehme an, dass im Zuge transnationaler Migrationsprozesse und den dazugehörigen Ressourcentransfers zwischen Ecuador und Spanien die aktuelle Krise nicht nur einen Einfluss auf lokale soziale Ungleichheitsstrukturen in Spanien hat, sondern auch auf die Familienmitglieder der MigrantInnen in Ecuador wirkt. Daraus ergeben sich folgende Forschungsfragen:

Hauptforschungsfrage

Welche Bedeutung hat die Krise in Spanien für das Migrationsprojekt ecuadorianischer MigrantInnen in Bilbao? Welche Konsequenzen hat das für den (sozialen und materiellen) Ressourcenfluss nach Ecuador und damit für die Mitglieder des transnationalen Haushaltes?

Unterforschungsfragen

  • Welche Rolle spielt die subjektive Wahrnehmung der Veränderungen in Lebenslage und Lebenschancen in Spanien für das Migrationsprojekt? Welche Rolle spielen dabei soziale und materielle Rücküberweisungen?
  • Wie interpretieren die Haushaltsmitglieder in Ecuador ihre eigene soziale lokale Positionierung im Kontext von Veränderungen im Migrationsprojekt und im Ressourcenfluss; speziell im Hinblick auf die Beziehung zu Haushalten ohne Migrationserfahrung?
  • Inwieweit ist das Migrationsprojekt ein gemeinsames Projekt des Haushaltes? Also inwieweit beeinflussen Veränderungen im Migrationsprojekt und im Ressourcenfluss Positionierungsdynamiken im transnationalen Sozialraum des Haushaltes?
  • Welche Wechselwirkungen bestehen mit dem lokalen Referenzrahmen?

Die Erforschung transnationaler Migrationsprozesse ist relativ jung und muss besonders im Zusammenhang mit sozialen Ungleichheitsstrukturen ausgebaut werden. Verschiedene Untersuchungen verweisen auf das Vorhandensein eines transnationalen Charakters in den Migrationsprozessen zwischen Ecuador und Spanien (Herrera et al. 2006). In dieser Studie kommt daher ein multipler Bezugsrahmen sozialräumlicher Inkorporation zur Anwendung, der soziale Ungleichheit innerhalb des Referenzrahmens von Nationalstaaten betrachtet aber gleichzeitig globale und transnationale Mechanismen einbezieht (Pries 2010: 131ff).
Die Fragestellung und die im Anschluss an den Abschnitt zum Forschungsstand folgenden Annahmen beziehen sich demzufolge auf die drei Bezugsebenen alltäglicher Lebenswelten in Ecuador, Spanien und im transnationalen Raum.

Stand der Forschung

Die Fragestellung verweist zunächst auf den Zusammenhang zwischen geografischer und sozialer Mobilität. Einerseits können sich im Laufe des Migrationsprozesses soziale Positionierungen verändern und individuelle Lebenslagen verbessert werden, andererseits kann Migration dazu beitragen Ungleichheiten zu (re-)produzieren. Der Zusammenhang ist also keineswegs eindeutig und muss im Hinblick auf die wachsende Bedeutung von geografischer Mobilität, für alltägliche Lebenszusammenhänge als auch für Nationalgesellschaften generell, sowie aufgrund der beständig fortbestehenden bzw. sich vergrößernden Schere zwischen Arm und Reich (Castles/Delgado Wise 2007), einer genaueren Analyse unterzogen werden. Die Studie leistet so einen Beitrag zur Integration der beiden Forschungsfelder, Migration und Ungleichheitsstudien, und greift aktuelle gesellschaftliche Tendenzen auf.

Unter sozialer Ungleichheit versteht man die asymmetrische Verteilung von Möglichkeiten der Teilhabe an Gesellschaft bzw. die ungleiche Verfügung über gesellschaftlich relevante Ressourcen (Burzan 2011: 7). Die Diskussion unter den Vertretern verschiedener Modelle sozialer Ungleichheit über deren Gültigkeit und den Wandel sozialer Ungleichheit resultiert in einem starken methodischen sowie theoretischen Pluralismus mit je eigenen Charakteristika in den spezifischen Forschungsfeldern. Die Klassen- und Schichtmodelle, dem Kohärenzparadigma zugehörig und eher auf die vertikalen Dimensionen sozialer Ungleichheit konzentriert, stehen dabei den Ansätzen des Differenzierungsparadigmas mit stärkerem Fokus auf horizontalen Dimensionen, zum Beispiel Milieumodellen oder dem Konzept der Individualisierung, gegenüber (Berger 2003).

Eines dieser spezifischen Forschungsfelder ist Migration. Dabei wird häufig das Heterogenitätsmerkmal Migrationshintergrund auf dessen Ungleichheiten generierende Wirkung im Kontext der Inkorporation in die Ankunftsgesellschaft hin untersucht (Pielage et al. 2012). Ludger Pries (2012: 172) spricht dabei vom magischen Dreieck Migration, Integration, soziale Ungleichheit und verweist auf die Notwendigkeit zunächst das Verständnis der Formen von Mobilität selbst zu reflektieren. Einwanderung ist dabei nur eine Möglichkeit der Kombination von Migration und Teilhabe, andere Formen wären zum Beispiel Rückkehrwanderung oder transnationale Migration.

Unter transnational und Transnationalisierung werden „grenzüberschreitende Phänomene verstanden, die – lokal verankert in verschiedenen Nationalgesellschaften – relativ dauerhafte und dichte soziale Beziehungen, soziale Netzwerke oder Sozialräume konstituieren“ (Pries 2010: 13). Dem Ansatz liegt ein relationales Raumverständnis zu Grunde, in dem sich ein Sozialraum über verschiedene Flächenräume ausdehnen kann oder umgekehrt in einem Flächenraum verschiedene Sozialräume enthalten sein können. Transnationale Migration zeichnet sich durch einen häufigen Wechsel zwischen verschiedenen Lebensorten aus. Dabei spannt sich der „alltagsweltliche Lebensraum pluri-lokal über Ländergrenzen hinweg zwischen verschiedenen Orten“ auf und bezieht sich auf eine Gemeinschaft, deren Zusammenhalt auf einer neuen und gemeinsam konstruierten Identität beruht (Pries 2010: 61).

Empirisch nachgewiesen wurde diese Art der Migration u.a. für Wanderungsbewegungen zwischen den USA und Mexiko (Kearney 1996/2006, Portes et al. 1999, u.a.), den USA und der Karibik bzw. Asien (Basch et al. 1994, Levitt 2001) oder den europäischen Kontext (Sayad 2004, Pallaske 2001). Im Kontext der Migrationsbewegungen aus der Andenregion nach Europa, speziell nach Spanien und Italien, sind eine Vielzahl Studien entstanden, die sich mit transnationalen Phänomenen auseinandersetzen (Pedone 2006, Herrera et al. 2006, Ramírez 2010).

Aus transnationaler Perspektive bedeutet das für das Studium der Ungleichheiten die Anwendung eines Mehrebenen-Bezugsrahmens der sozialräumlichen Inkorporation (ökonomisch, sozial, kulturell, politisch), mit dem soziale Ungleichheit zwar weiterhin im Rahmen der Bezugseinheit Nationalgesellschaft (Herkunfts- und Ankunftsgesellschaft[en]) analysiert wird, gleichzeitig aber auch transnationale und globale Wirkungsmechanismen beachtet werden, welche die Verteilung von Lebenslagen und Lebenschancen strukturieren (Pries 2010: 131ff). Damit wird der methodologische Nationalismus (Wimmer/Glick Schiller 2003) überwunden, ohne jedoch die starke lokale Prägung alltäglicher Lebenszusammenhänge (Schütz 1993) sowie den Einfluss nationaler Institutionen zu ignorieren.

Diese Perspektive sieht sich seit seiner Entstehung in den 1990er Jahren aber auch kontinuierlicher Kritik ausgesetzt. Michael Bommes zweifelt dabei besonders das Konzept des transnationalen Raums an, welches

„den nationalstaatlich eingeschränkten Gesellschaftsbegriff durch den Begriff des Raumes [substituiert] und (…) gerade deshalb im verworfenen Bezugsrahmen des Nationalstaates hängen [bleibt]“ (2003: 103).

Unter Rückgriff auf die soziologische Differenzierungstheorie sieht er die (kognitive, strukturelle, soziale, identifikative) Assimilation an die verschiedenen Funktionssysteme und Organisationen einer Gesellschaft als die Grundvoraussetzung für Teilnahmechancen und Zugriffsmöglichkeiten auf soziale Ressourcen (2003: 94ff.) und stellt sie der Möglichkeit verschiedener Inkorporationspfade und –resultate, wie Pries (2003: 30ff) sie beschreibt, gegenüber.

Die hier vorgestellte Fragestellung geht über die Analyse von Ungleichheitsstrukturen im Ankunftskontext hinaus und wird stattdessen im Rahmen pluri-lokaler Wechselbeziehungen zwischen lokalen, transnationalen und globalen Prozessen analysiert. Auf globaler Ebene beschreibt Immanuel Wallersteins Weltsystemtheorie (1986) die Beziehung zwischen ärmeren Ländern des Südens und reicheren Ländern des Nordens basierend auf ungleichem Tausch und einem globalen Arbeitsmarkt, welche zur Ausdifferenzierung von Staaten des Zentrums, der Semi-Peripherie und Peripherie führt. Die daraus resultierende Hierarchie von Staaten und Staatsangehörigkeiten (Castles 2003), welche die Bedingungen der Migration bestimmt, verstärkt dabei den Effekt, dass „the freedom to move (…) fast becomes the main stratifying factor of our late modern or postmodern times“ (Baumann 1998 in Castles 2003: 16). Autoren wie Eleonore Kofman (2008) oder Anja Weiß (2005) greifen diesen Grundgedanken auf und untersuchen Stratifizierungseffekte anhand der Migration Hochqualifizierter in Verbindung mit Unabhängigkeit von Raum und der Möglichkeit des Ressourcentransfers zwischen Herkunfts- und Ankunftsgesellschaft.
Unter dem Stichwort Ressourcentransfer oder –mobilität wird sich in der Migrationsforschung zudem meist auf ökonomische und soziale Rücküberweisungen (Levitt 2001) und deren Effekte auf die Herkunftsgesellschaft bezogen. Sowie für positive als auch negative oder ungleichheitsverstärkende Effekte von remittances ließen sich an dieser Stelle Studien zitieren1 und zeitlich in die verschiedenen Perioden mit jeweils unterschiedlicher Perspektive auf den Migration & Development Nexus einordnen. Momentan dominiert eine generell positive Sichtweise, welche auch Rücküberweisungen verschiedenster Art einschließt (Faist/Fauser 2011).

Auch im Zuge der (permanenten oder temporären) Rückkehrmigration und Reintegration (Schramm 2011a) werden Ressourcen transferiert. Luis Guarnizo thematisiert Rückkehr dabei aus transnationaler Perspektive und kommt zu dem Schluss, dass „transnationalism reproduces and even exacerbates inequality along class, gender, generational and regional lines“ (1997: 307). Im Zusammenhang mit verschiedenen Rückkehrarten stehen auch die Studien zu politischen Maßnahmen von Nationalstaaten, welche darauf abzielen die Anbindung ihrer im Ausland ansässigen Bevölkerung aufrechtzuerhalten (Østergaard-Nielsen 2003). Weitere relevante Theoriestränge beziehen sich auf die transnationale Familie, welche Machtstrukturen und Rollenverteilungen im transnationalen sozialen Raum untersucht und darauf hinweist, dass Haushalte nicht als homogene Einheiten wahrgenommen werden können (Herrera 2004).

Weitere Ansätze, die transnationale Migration direkt mit Ungleichheitsstudien verbinden, beziehen sich zum Beispiel auf Statusveränderungen in innereuropäischen Wanderungen (Verwiebe 2008), die transnationale soziale Frage (Faist 2009), den ungleichen Zugang zu transnationalen Kommunikations- und Interaktionsfeldern (Mau/Mewes 2008) oder die Entstehung transnationaler Klassen (Sklair 2001).

Die hier vorgeschlagene Fragestellung orientiert sich zudem an dem an der Universität Bielefeld entwickelten Mechanismus-Ansatzes, der u.a. davon ausgeht, dass „multiple Zugehörigkeiten einerseits besondere Chancen, andererseits auch Restriktionen und Konflikte produzieren können“ (Diewald/Faist 2011: 96) und nach sozialen Mechanismen als Erklärungsansatz für Ungleichheiten sucht. Die transnationale Mobilität von Ressourcen ist dabei der Auslöser des sozialen Mechanismus, welcher unter den Bedingungen eines globalen Systems auf die lokalen Ungleichheitsstrukturen in der Herkunfts- und der Ankunftsgesellschaft einwirkt.

Mit der Konzentration auf transnationale Haushalte und der Analyse der Bedeutung von multidirektionalen Transfers verschiedenartiger Ressourcen für die Herkunfts- und Ankunftsregion betritt die vorgeschlagene Studie Neuland, ohne sich zu weit vom etablierten Wissensstand zu entfernen. Praktische Relevanz erlangt sie durch die Einsicht, dass durch das Verständnis von Ungleichheitsstrukturen Wege gefunden werden können, um diesen entgegenzuwirken. Die Studie leistet so also auch einen Beitrag, um die Bedingungen, unter denen Migration stattfindet, zu verbessern.

Forschungsannahmen

Die Krise in Spanien führt zu Veränderungen in der Ausstattung mit und der Möglichkeit des Zugangs zu Ressourcen in den verschiedenen Inkorporationsdimensionen (sozial, politisch, ökonomisch, kulturell). Das führt zu einer Veränderung im Migrationsprojekt, welches durch folgende Elemente erkennbar ist (Indikatoren):

  • Veränderungen in Zusammensetzung und Richtung des (materiellen und sozialen) Ressourcenflusses
  • Veränderungen in der Rückkehrabsicht oder Re-Emigration
  • Veränderungen im sozialen Netzwerk

Wenn es zu Veränderungen im Migrationsprojekt kommt, betrifft das auch die Lebenslagen und –chancen der Haushaltsmitglieder in der Herkunftsregion und beeinflusst deren soziale Position im Vergleich zu Haushalten ohne Migrationserfahrung.
Im Zuge (Bedingung oder Konsequenz) der Veränderungen im Ressourcenfluss kommt es zur Neuaushandlung der sozialen Position im transnationalen Raum (Familie/Haushalt).

Methodologie

Die angewandte Methodologie umfasst eine multilokale empirische Erhebung in Spanien und Ecuador (Marcus 1995) und kombiniert die biografische Methode (Fischer-Rosenthal/Rosenthal 1997, Schütze 1983) mit einer umfangreichen ethnographischen Feldarbeit. Die Datenerhebung geschieht in mehreren Etappen in Bilbao/Spanien, in Guayaquil sowie zwei weiteren ruralen Zonen in Ecuador zwischen 2014 und 2016. Die Rekonstruktion von Lebensläufen und typischen Migrationsprojekten ermöglicht es einerseits, einen eventuellen Zusammenhang zwischen objektiven strukturellen Handlungsbegrenzungen, bedingt durch die Krise, und subjektiven individuellen Handlungsorientierungen, Änderungen im Migrationsprojekt, herzustellen. Andererseits wird durch die Analyse der Lebensläufe in Ecuador der Einfluss des Migrationsprojektes, und damit des transnationalen Ressourcenflusses, auf Lebenslagen und -chancen der verbliebenen Familienmitglieder im Kontext lokaler Ungleichheitsstrukturen deutlich.

Der Lebenslauf ist als Ganzes mit sozialem Wandel verknüpft. Einerseits spiegelt er als Institution objektive Strukturen wider und liefert Orientierungsmuster, andererseits handeln Individuen entsprechend ihrer Lebenslage und wahrgenommenen Lebenschancen und verändern diese Strukturen (Pries 1997: 290). Die Sozialphänomenologie Alfred Schütz´ und das Konzept der alltäglichen Lebenswelt, welche wiederum als Idealtyp des Sozialraums verstanden werden kann (Pries 2010: 33f), sind eng mit der Methode verknüpft.

Fallauswahl

Die erste Datenerhebung umfasste unter Anwendung eines Heterogenitätsrahmens (Variationen in: Aufenthaltsstatus, Beschäftigungsstatus, Geschlecht, Ethnie, Generation, Sendemotiv der remittances, Empfängertypen von remittances, sozialer Hintergrund) 30 biographisch-narrative Interviews (Schütze 1983) und fand zwischen Januar und Mai 2014 in Bilbao statt. Unter Anwendung der Prinzipien des theoretical sampling und des maximalen/minimalen Vergleichs (Strauss/Corbin 1996) wurden im Anschluss 10 Interviewpersonen als mögliche Kandidaten für eine Fallrekonstruktion ausgewählt. Diese Personen wurden zunächst als transnationale MigrantInnen klassifiziert und erklärten sich bereit mir Zugang zu ihren persönlichen Familiennetzwerken in Ecuador zu gewähren. Fünf von ihnen stammen aus Guayaquil, drei aus Loja und zwei emigrierten aus ländlichen Regionen.

In Ecuador führte ich daraufhin zwischen Oktober und Dezember 2014 27 biographisch-narrative Interviews mit Familienmitgliedern, Familien ohne Migrationserfahrung und RückkehrerInnen durch. In beiden Feldaufenthalten legte ich Wert auf eine maximale Nähe zur alltäglichen Lebenswelt der Interviewpersonen und teilte mit vier Familien den Wohnraum.

Im Laufe der Analyse wird sich zeigen ob weitere Feldaufenthalte und Interviews mit ausgewählten Personen notwendig sind.
Alle Interviews werden zunächst global analysiert, jedoch nur maximal 10 Biographien werden transkribiert und einer umfangreichen Fallrekonstruktion unterzogen. Die restlichen Fälle werden zur Hervorhebung spezifischer biographischer Muster herangezogen, bilden Vergleichshorizonte und sind die Grundlage für die Hypothesenbildung während der sequenziellen Analyse (Rosenthal 1995).

Sekundäre Datenquellen

Weitere Datenquellen zur Kontextualisierung der ausgewählten Biographien sind wissenschaftliche Studien bspw. der Forschungsgruppe XENIA der Universität des Baskenlandes (UPV/EHU) oder des Forschungsinstituts zu Migration IKUSPEGI in Bilbao, generelle Statistiken wie sie die nationalen Statistikämter in Ecuador und Spanien zur Verfügung stellen und andere relevante Publikationen.

Analyse

Erhebung und Auswertung werden soweit als möglich parallel vorgenommen. Umfangreiche Interviewmemos bilden dafür die Grundlage. Eine erste Fallrekonstruktion fand bereits vor der zweiten Feldphase in Ecuador statt.
Folgende Auswertungsschritte werden angewandt:

  1. Biographien von Migrantinnen in Spanien und (temporären) RückkehrerInnen
  2. Biographische Fallrekonstruktion (Fischer-Rosenthal/Rosenthal 1997)
  3. Identifikation typischer Migrationsprojekte unter Einbezug von Brüchen, herbeigeführt durch externe Faktoren (z. Bsp. im Zuge der Krise) oder interne Faktoren (persönliche Wandlungsprozesse, biographische Handlungsschemata
  4. Identifikation der Wechselbeziehung zwischen diesen Brüchen und sozio-kulturellen und ökonomischen remittances.
  5. Intersektionelle Analyse unter Einbezug der Charakteristika Ethnie, Geschlecht, Generation, sozialer Hintergrund

Biographien von Familienmitgliedern/Familien ohne Migrationserfahrung in Ecuador

Biographische Fallrekonstruktion

  1. Analyse der generellen Bedeutung des Migrationsprojektes des/der MigrantIn für Lebenslage/-chancen
  2. Wechselbeziehung zwischen den evtl. Brüchen im Migrationsprojekt, den Veränderungen bzgl. der remittances und der aktuellen Lebenslage/-chancen
  3. Intersektionelle Analyse unter Einbezug der Charakteristika Ethnie, Geschlecht, Generation, sozialer Hintergrund

Ergebnisse

Anhand einer Realtypologie (Rosenthal 1995) von Migrationsprojekten und Biographien, welche die Auswirkungen dieser Projekte auf die Lebenswelten der Familienmitglieder in Ecuador widerspiegeln, wird der Zusammenhang zwischen Ungleichheiten und transnationaler Ressourcenmobilität dargestellt. Es wird dabei systematisch auf die drei Bezugsebenen in Ecuador, Spanien und im transnationalen Sozialraum eingegangen.