Noémi Sebök-Polyfka, Ludwig-Maximilians-Universität – München

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Prekärer Ruhestand. Ethnografische Einblicke in Arbeit und Lebensführung von Frauen im Rentenalter in der Slowakei

Quantitativ angelegte Studien haben bereits belegt, dass Frauen in der Slowakei – insbesondere im Alter – stärker als Männer von Armut, Benachteiligung und sozialer Exklusion bedroht sind. Diese Untersuchungen bieten allerdings keine Einblicke in die Biografien der Frauen. Dabei könnten solche Innensichten die Gründe für Prekarisierungserfahrungen im Alter herausstellen und den Umgang mit prekären Lebenslagen beleuchten.
Die geplante Studie soll erstens aufzeigen, welche biographischen Gegebenheiten bei alleinstehenden Frauen in der Slowakei im Alter zur Prekarität führen. Zweitens wird untersucht, wie sich Prekarisierungserfahrungen in der Rente auf die alltägliche Lebensführung dieser Frauen auswirken und welche Strategien sie zur Bewältigung der Prekarität entwickeln. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, durch welche Formen von Arbeit diese Frauen einem Statusverlust und der sozialen Exklusion vorzubeugen versuchen. Der Studie wird ein erweiterter Arbeitsbegriff zugrunde gelegt, der neben der Erwerbsarbeit auch andere Formen der Arbeit berücksichtigt, wie zum Beispiel Familienarbeit, Subsistenzwirtschaft oder verschiedene Formen der Tausch-Ökonomie. Biografische Erzählungen der Rentnerinnen sollen zudem offenlegen, welche Bedeutung Prekarität für sie hat. Die Erkenntnisse werden in einer Feldforschung mittels qualitativer Methoden, wie teilnehmende Beobachtung und biografische Interviews, gewonnen.
Die Problematik der prekären Situation von Frauen im Alter in postsozialistischen Ländern kein ist unbekanntes Problem. Zugleich sind es genau ihre Stimmen, die im öffentlichen Diskurs fehlen. Die Inneneinsichten in die Lebensführung von Frauen im Rentenalter blieben bislang von der Gesellschaft und Wissenschaft unerkannt. Dies verhindert auch eine genauere Analyse der Dispositionen, die überhaupt erst zu der Prekarisierung ihrer Lebenslage im Alter führen. Die geplante Promotion will diese Inneneinsichten ermöglichen, und so die genannten Akteurinnen sichtbar zu machen.