Sabina Küntzel, TU Dresden

Kriegswahrnehmung deutscher Soldaten im Afrikafeldzug 1941-1943

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Von Februar 1941 bis Mai 1943 kämpften deutsche Soldaten an der Seite ihrer italienischen Verbündeten in Libyen, Ägypten und Tunesien um die Vorherrschaft in Nordafrika. Lange diente der vermeintlich fair geführte Afrikafeldzug zur Ehrrettung der Wehrmacht, doch zeigen neueste Forschungen, dass es auch hier zu (kolonialer) Massengewalt kam.

Anknüpfend an diese Erkenntnisse, untersucht das Dissertationsprojekt die Wahrnehmung des nordafrikanischen Kriegsschauplatzes durch die deutschen Soldaten. Wie sahen die deutschen Soldaten den Krieg und wie verorteten sie sich darin? Was prägte ihre Kriegserfahrung und wie reflektierten sie ihre Erlebnisse?

Wie beeinflussten neben nationalsozialistischen Denkmustern auch koloniale Traditionen die Wahrnehmung des Kriegsraumes und seiner Bewohner? Welchen Einfluss hatten Geschlechtervorstellungen und Emotionen auf die soldatischen Alltagspraktiken oder die Anwendung von Gewalt gegenüber militärischen Gegner und Zivilpersonen?

Zur Beantwortung dieser Fragen werden Feldpostbriefe aus Nordafrika ausgewertet. Zusammen mit weiteren Ego-Dokumenten, wie Tagebücher, Kriegsberichte und privaten Fotoaufnahmen, bieten sie Einblick in die Innenansichten der Soldaten.

Über den akteurszentrierten Zugang hinaus ermöglichen die Feldzeitung der deutschen Soldaten in Afrika, militärische Zeitschriften und Wehrmachtsdokumente Aussagen über strukturelle Erfahrungen und gruppenspezifische Interpretationsmuster. Die Analyse des Quellenkonvoluts soll die Kriegswahrnehmung der Soldaten als einen von globalen Prozessen beeinflusster, relationaler Gegenstand verdeutlichen und indirekt auch die Subalterne, also die einheimische Bevölkerung Nordafrikas, zum Sprechen bringen.

Dazu dienen „Gender“ und „Race“ als Analysekategorien, die die komplexe Verflechtung unterschiedlicher Diskurse und Erfahrungen innerhalb der soldatischen Wahrnehmung herausstellen. Als eine weitere Kategorie werden „Emotions“ eingeführt, die ebenfalls in Wechselwirkung zu den beiden erstgenannten steht.

Das Forschungsvorhaben verspricht neue Einsichten in einen altbekannten Feldzug und innovative Anregungen für eine zeitgemäße Militärgeschichte.