Nikolas Lelle, Humboldt-Universität zu Berlin

"Deutsche Arbeit" und Volksgemeinschaft im Dritten Reich und früher Nachkriegszeit

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Die Dissertation wird den Topos „Deutsche Arbeit“ untersuchen, der in der nationalsozialistischen Weltanschauung eine zentrale Stellung besaß. Ausgehend von einer Untersuchung nationalsozialistischer Texte und Reden wird nicht nur dieser Topos bestimmt, sondern auch das spezifische Verhältnis dieses Ideologems einer deutschen Weise zu Arbeiten mit der Vorstellung einer Volksgemeinschaft.

Durch die antisemitische Annahme einer „jüdischen Nicht-Arbeit“ wird in diesen Texten die eigene, deutsche Weise zu Arbeiten bestimmt. So wird die Erweiterung des Arbeitsbegriffs sichtbar, der alles umfasse, was dieser Volksgemeinschaft diene und dadurch wird es möglich das normative Band sichtbar zu machen, das sich von der Fabrik über den Haushalt bis an die Kriegsfront spannte.

Anhand einer Re-Lektüre der nationalsozialistischen Debatten über Fabrikarbeit, Führung und Gefolgschaft wird anschließend die nationalsozialistische Betriebspolitik als eine spezifisch, repressive Form des Managements sichtbar, die auch auf die Eigenverantwortung der Arbeitenden setzt. Die nationalsozialistische Form der Führung wird so bestimmbar und Ausgangspunkt für eine Untersuchung des Fortlebens dieser deutschen Weise zu Arbeiten und zu Führen.

Eine Analyse des sogenannten Harzburger Modells soll dieses Fortleben an einer Stelle verdeutlichen, die sich dem nationalsozialistischen Kontext auf den ersten Blick entzieht. Dieses von der Bad Harzburger Akademie für Führungskräfte unter ihrem Gründervater Reinhard Höhn entworfene Managementmodell besaß in der Bundesrepublik bis weit in die 1970er Jahre eine hegemoniale Stellung und bestimmte die Rolle von deutschen Manager_innen maßgeblich mit.