Landnahme, Externalisierung und Akkumulation - Zur Innen-Außen-Beziehung der kapitalistischen Produktionsweise
In meiner Promotion beschäftige ich mich mit der Idee, dass kapitalistisches Wirtschaften einerseits auf eine ständige Expansion in bisher noch nicht marktvermittelte Bereiche angewiesen ist, und dass es andererseits Kosten verursacht, die im formalen Wirtschaftssystem selbst nicht spürbar sind oder berücksichtigt werden.
Von diesen Dynamiken sind sowohl die Ökosysteme betroffen, die oftmals durch wirtschaftliche Aktivitäten geschädigt werden, aber auch Arbeitsformen, die das gesellschaftliche Zusammenleben betreffen und die (bisher) nicht wesentlich durch Geld reguliert sind – etwa Haus-, Sorge- und Subsistenzarbeit.
Diese Dynamiken werden aktuell oft unter den komplementären Begriffen ‚Landnahme’ oder ‚Externalisierung’ verhandelt. Erstaunlicher Weise liegt jedoch noch keine theoretische Integration beider Ansätze vor und begriffliche Unschärfen sowie eine eher illustrative, anekdotische empirische Fundierung erschweren die Arbeit mit ihnen. Zudem bedarf die Frage, inwiefern Menschen und insbesondere Frauen und Natur durch ein Zusammenspiel von verschiedenen Formen der Akkumulation und Kostenauslagerung ausgebeutet werden, einer Aktualisierung, die aktuelle Arbeiten zu Landnahme und Externalisierung aufgreift und verbindet.
Das Forschungsvorhaben verfolgt das Ziel, die Begriffe der Landnahme und Externalisierung theoretisch schlüssig aufeinander zu beziehen und ihre Verbindung anhand von Beispielen zu illustrieren. Zudem ist ein Überblick darüber angestrebt, wie sich die potentiell destruktive Dynamik von Landnahme und Externalisierung zur gesellschaftlichen Leitidee der Nachhaltigen Entwicklung verhält.