Feuchtgebiete fördern unter Berücksichtigung vektorökologischer Hürden
Verhindern Stechmücken eine erfolgreiche Revitalisierung von Feuchtgebieten?
Feuchtgebiete, wie Auen, Moore und Sümpfe, sind essentiell für die Menschheit und Biodiversität. Durch ihre hohe Artenvielfalt und Rolle als CO2-Senken sind diese Lebensräume besonders wichtig. Jedoch sind die Feuchtgebiete um mehr als 60 % seit dem letzten Jahrhundert zurückgegangen – besonders Europa ist betroffen. Verschiedene internationale und nationale Gesetze, Konventionen und Verträge zielen auf den Schutz und Förderung der Feuchtgebiete ab. Zu den charakteristischen natürlichen Biotopen von Überflutungs- und Auensystemen gehört eine Vielzahl kleiner, oft flacher und temporär ausgebildeter Stillgewässer. Das Mosaik, durch fluviale und pluviale Prozesse gebildet, bietet eine ideale Voraussetzung für die hohe Biodiversität natürlicher Auen- und Feuchtgebiete. Naturschutzmaßnahmen sollen dieses Mosaik gezielt wiederherstellen. Das Problem ist, dass durch solche Naturschutzmaßnahmen Brutgewässer für Stechmücken entstehen können. Die Larvenentwicklung der Stechmücken findet in den stehenden, flachen Stillgewässern statt. Daraus resultieren häufig Konflikte. Anwohner*innen befürchten gravierende Stechmückenplagen, Einschränkungen der Lebensqualität oder die Übertragung von Krankheitserregern, hervorgerufen durch Naturschutzmaßnahmen in anliegenden Naturschutzgebieten. In Feuchtgebieten, in denen die Stechmücken als Plage empfunden werden, fordern Anwohner*innen eine systematische Stechmückenbekämpfung.
Hier setzt meine Promotion an der Carl von Ossietzky Universität an. Basierend auf den BMUB-, BfN-, und Ramsar-Listen wurden sechs Untersuchungsgebiete ausgewählt, in welchen seit 2003 Naturschutzmaßnahmen stattfinden. Verschiedene Biotoptypen und Maßnahmen wurden in die Untersuchung mit einbezogen, z. B. Fördern von Auwäldern, ökologische Flutungen dieser Wälder sowie Wiedervernässungen von Mooren. In diesen Gebieten wurden Daten zur Stechmückensituation vor der Maßnahme erfasst. Diese Daten werden mit aktuellen Stechmückendaten nach der Maßnahme verglichen. Ziel ist, anhand dieser Daten Entwicklungen zu erkennen und einen Katalog mit den einzelnen Naturschutzmaßnahmen und deren Effekte auf die Stechmückenpopulation zu erstellen. In dem Katalog werden zunächst unterschiedliche Biotoptypen und die potentielle Stechmückenfauna vorgestellt. Im nächsten Schritt werden die Maßnahmen für die Biotoptypen aufgelistet und inwiefern sich die Stechmückenfauna vor Ort ändern könnte. Dieser Katalog kann als Handlungsempfehlung für zukünftige Naturschutzmaßnahmen genutzt werden.