Valentin Wutke, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Conspiracy Theories and the Social (De-)Construction of Reality in the Digital Age: A Comparative  Discourse Analysis of the German ‘Reichsbürger’Movement and the ‘Sovereign Citizens’ in the United States

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Im Zuge der Coronavirus-Pandemie sind Diskussionen über den ominösen Reiz sogenannter Verschwörungsmythen allgegenwärtig. In der hier vorgestellten Dissertation soll die Rolle dieser Mythen in der Wirklichkeitskonstruktion anhand eines Vergleichs der deutschen Reichsbürgerbewegung und der „souveränen Bürger“ in den Vereinigten Staaten analysiert werden –zwei Bewegungen, die in unterschiedlichen Kontexten ihre Identität um einen ähnlichen Verschwörungsmythos, demzufolge der Staat nicht existiert beziehungsweise nicht legitim ist, aufgebaut haben. Gestützt auf die konstruktivistische Prämisse, dass soziale Interaktionen unser Verständnis von Wirklichkeit prägen, versucht die Dissertation also eine schlüssige Argumentation hinsichtlich der Frage zu entwickeln, auf welche Art und Weise gesellschaftliche Wirklichkeit in den verschwörungsideologischen Diskursen der staatsfeindlichen Reichsbürger:innen und der ihnen wesensverwandten amerikanischen Sovereign Citizens konstruiert und dekonstruiert wird. Die gewählten Fallbeispiele stellen dabei in gewisser Weise die Extreme eines erkennbaren generellen Trends in der amerikanischen und deutschen politischen Kultur dar, der einen zunehmenden Autoritätsverlust von alteingesessenen Institutionen der Wissensproduktion, etwa Wissenschaft und traditionelle Medien, mit sich gebracht hat. Die sich kontinuierlich wandelnde Medienlandschaft sowie neue Möglichkeiten der Kommunikation und der Informationsverbreitung im digitalen Zeitalter spielen diesbezüglich eine entscheidende Rolle. Obwohl ein Zusammenhang zwischen (Online-) Radikalisierungsprozessen und Verschwörungsmythen auf Anhieb logisch erscheint, wurde dieser bislang nicht hinreichend ergründet und bewiesen. Ich verstehe meine Dissertation als einen Beitrag in dieser noch am Anfang stehenden wissenschaftlichen Diskussion.